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wurde, sind neuerdings drei Bildwerke aufgestellt worden. Im Grün der Bürgerwiese steht da die anmutige Gruppe Venus, dem Amer die Flügel beschneidend, von Heinrich Bäumer, die leidenschaftlich bewegte Gruppe Zwei Mütter (Kampf einer menschlichen und einer Tigermutter um einen Felsen inmitten der Sintflut) von Heinrich Eppler, und neuerdings das Mozart-Denkmal von Hermann Hosäus. Es ist ein nicht übler Versuch, von der Einförmigkeit des Standbild- oder Büstendenkmals, das allzu sehr in unseren Städten vorherrscht, loszukommen und den Denkmalsgedanken durch Stimmungsplastik auszudrücken: in einem Reigen dreier weiblicher Gestalten hat der Künstler den Gehalt Mozartscher Musik, den Ernst, die Heiterkeit und die Anmut plastisch gestaltet. An den Gefeierten selbst erinnert nur der Name Mozart. Dieses Denkmal errichtete im Jahre 1907 der Dresdner Mozartverein. Endlich wurde 1908 in der Bürgerwiese ein Brunnen mit einer anmutıgen nackten weiblichen Gestalt von Bruno Fischer, Architektur von Wilhelm Kreis, aufgestellt.

BISMARCK-DENKMAL.

Eines der besten Dresdner Bildsäulen-Denkmäler – wenigstens was die Hauptgestalt betrifft – ist das Bismarck-Denkmal von Robert Diez an der Ringstraße (1903). Der Künstler hat den Fürsten in natürlicher Haltung dargestellt, als stünde er mitten im Volke. Ganz vorzüglich ist namentlich der Kopf durchgebildet. Nicht so hoch steht das Crispi-Denkmal, ein Werk des Palermitaners Mario Rutelli, das seine Mitbürger für den Crispiplatz in der Vorstadt Dresden-Löbtau gestiftet haben (1906).

GRABMALSKUNST.

Auch die Grabdenkmalskunst hat in den letzten Jahrzehnten einen entschiedenen Aufschwung genommen, von dem namentlich der neue Tolkewitzer Friedhof Zeugnis ablegt. Architekten und Bildhauer haben zahlreiche Denkmäler geschaffen, die den wachsenden Wohlstand der Bewohner der Stadt und den steigenden Kunstsinn bekunden. Der Friedhof selbst ist, wie fast alle anderen in Dresden, eine Anlage altgewohnter nüchterner Art.

Die Wandgrabmäler bieten das Bild des wechselnden Geschmacks; die älteren weisen mit Vorliebe weißen Marmor auf; ist Granit gewählt, so ist er wenigstens stets blank poliert. Die modernen Künstler aber wählen fast immer den rauhen porösen Muschelkalkstein grauer Färbung. Sie wollen nicht durch die

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 300. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/312&oldid=- (Version vom 4.4.2023)