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Stimmungen verkörpert, die den empfindenden Menschen angesichts des Meeres ergreifen. Die erhabene Größe, die aufglänzende Schönheit, heitere Lust und träumerisches Sinnen sind gestaltet in dem fischschwänzigen Meerweib mit der Leyer, in den Gruppen von Perle und Nymphe, Meerweib und Nixe, der Wasserrose mit dem schlafenden Knaben. Und anderseits sehen wir den Sturm auf mächtig ausgreifendem Roß über die hochaufschäumenden Wellen dahinrasen, dann den Kämpfer, der mit spitzer Muschel auf den riesigen Wels losgeht, weiterhin das Geheul der Brandung und den Kampf der beiden Fischmenschen um den Seestern, den aus herrlichen Jüngling, den die Wogen aus der Tiefe emporgetragen haben. In gewaltiger, hinreißender Weise ist hier das stürmische Meer verkörpert, das nordische Meer in seiner frischen Schönheit, in seiner gewaltigen Kraft und Wildheit. Auch in der Komposition und in der Durchbildung erscheinen die beiden Brunnen meisterhaft. Echt monumental sind sie, sofern die künstlerischen Ideen in verhältnismäßiger Einfachheit und charaktervoller Erhabenheit ausgedrückt sind, echt dekorativ vermöge der feinen Abgewogenheit der Massen und der kunstvollen Verteilung der Gruppen um den Brunnenkern und unter der Schale, echt stilistisch, sofern sie uns die Formen der Natur in den günstigsten und gefälligsten Verhältnissen vorführen, und ein echt ästhetischer Eindruck ist erzielt, sofern diese Werke nicht bloß sinnlich schön wirken, sondern uns hoch über die gemeine Wirklichkeit in die Sphäre der Phantasie erheben (nach Fechner).

Zu den genannten drei Brunnen sind aber weiterhin noch hinzugekommen: der Gerechtigkeitsbrunnen auf dem Dürerplatze von Bruno Fischer, der Stübelbrunnen auf dem Stübelplatze von Max Hauschild und Hans Hartmann-Maclean, der Müllerbrunnen auf dem Hauptplatze der Vorstadt Plauen von Hugo Spieler, der Georg-Brunnen im mittleren Hofe des Kgl. Schlosses von Artur Volkmann, endlich die architektonische Fassung des Artesischen Brunnens auf dem Albertplatze von Wilhelm Erlwein. Nehmen wir dazu noch zwei ältere Anlagen, den Brunnen (ohne Bildwerke) auf dem Striesener Platze und den anmutigen Nymphenbrunnen auf dem Moltkeplatz von Broßmann, so haben wir nicht nur eine große Zahl, sondern auch eine große Mannigfaltigkeit von Brunnen. Die Anlage im Schlosse ist ein Wandbrunnen, wie sie das 18. Jahrhundert besonders liebte, die aber seitdem nicht mehr

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 296. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/308&oldid=- (Version vom 17.3.2023)