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Einen weiteren Anstoß zu einem Umschwung in den Dresdner Kunstverhältnissen gaben die drei internationalen Ausstellungen von Aquarellen, Pastellgemälden, Handzeichnungen und Radierungen, welche die Dresdner Kunstgenossenschaft in der Technischen Hochschule zu Dresden veranstaltete, um die akademischen Kunstausstellungen zu ersetzen. Diese fielen aus, weil der Canalettosaal auf der Brühlschen Terrasse, wo sie gewöhnlich veranstaltet wurden, damals der neuen Kunstakademie zum Opfer fiel. Namentlich die erste der drei Aquarellausstellungen wurde als ein bedeutsames Ereignis auch auswärts allgemein anerkannt. Sie vermittelte für Dresden zum ersten Male in größerem Umfange eine Anschauung von der Freilichtmalerei und dem Impressionismus, der neuen Kunstrichtung, die von Paris aus damals sich auch in Deutschland zu verbreiten begann. Selbstverständlich traf diese neue Kunst in Dresden, dem letzten Hochsitz eines akademischen Klassizismus, auf eine geschlossene Gegnerschaft: bei den alten Künstlern, bei der Mehrheit der Kritiker und beim Publikum. Sie fand aber ihre Anhänger in der jüngeren Künstlerschaft, die zu der Überzeugung gekommen war, daß nur ein ernstes Naturstudium eine neue feste Grundlage zu erfolgreichem künstlerischen Schaffen darbieten könne.

In diesem Streben fanden sich zusammen die Maler Carl Bantzer, Paul Baum, Wilhelm Georg Ritter, Georg Müller-Breslau, Wilhelm Claudius, Georg Lührig, Max Pietschmann, Carl Mediz, Emilie Mediz-Pelikan später auch Robert Sterl, Hans Unger, Sascha Schneider, Richard Müller, Georg Jahn, sowie die Bildhauer Friedrich Offermann, Hans Hartmann-Maclean, Bruno Fischer, Richard König, Peter Pöppelmann und andere. Auch einige von den älteren Künstlern, wie der Maler Paul Kießling und der Bildhauer Robert Diez, standen der fortschrittlichen Bewegung fördernd zur Seite, nicht minder taten dies die Vertreter der königlichen Kunstsammlungen Woldemar v. Seidlitz, Karl Wörmann, Georg Treu und Max Lehrs . In der Dresdner Presse vertrat sie jahrelang allein der Verfasser dieses Buches. Die Maler nahmen, wie einst die Millet, Rousseau und Corot nach dem Walde von Fontainebleau zogen, etwa von 1890 an einige Jahre lang besonders in den Frühjahrsmonaten ihr Hauptquartier in dem idyllischen Tale von Goppeln bei Dresden und malten dort mit unermüdlichem Eifer nach der Natur im Sinne der Freilichtmalerei und eines mehr oder

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Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 289. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/301&oldid=- (Version vom 17.3.2023)