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gestellte Reiterbild Georgs des Bärtigen, alle drei von Christian Behrens († in Breslau 1907). Vermöge seines bestimmten und wohl geschlossenen Umrisses kommt der so zierlich gegliederte Renaissancebau neben der schwereren Pracht der katholischen Hofkirche und neben der vornehmen Monumentalität des Landhauses wohl zur Geltung.

Im Innern des Schlosses wurden gleichzeitig das Vestibül und das Haupttreppenhaus nach Frölichs Entwürfen im Barockstil prächtig durchgebildet, die Festsäle erneuert und erweitert und im Schloßhofe die Loggia neu errichtet, sowie durch Gänge mit den Treppentürmen in den Ecken verbunden.

Die malerische Pracht der deutschen Renaissance fand ihren Widerhall weiter in zahlreichen Landhäusern und Villen, die in den Vorstädten Dresdens und in seinen Vororten in den letzten Jahrzehnten entstanden sind. Die Architekten Schilling und Gräbner, Kurt Diestel, Schleinitz, Seitler, Gäbler, Weidner, Hänichen, Hänel, Kraft, Kickelhayn, Grothe, Hartmann und andere erbauten eine große Menge solcher Ein- und Zweifamilienhäuser, an denen Erker und Giebel, malerische An- und Aufbauten in Holz, Lauben und Türmchen die Lust an reicher malerischer Wirkung, die der deutschen Renaissance eigen ist, deutlich bekunden.

Auch der Barockstil, der ja im 18, Jahrhundert in eigenartiger Ausbildung in Dresden Heimatrecht erlangt hat, wurde hier in den letzten beiden Jahrzehnten zu neuem Leben erweckt. Stadtbaurat Rettich baute 1891–93 in der vollen Absicht, an eine heimatliche Bauweise wieder anzuknüpfen, die Markthalle auf dem Antonsplatze, der seitdem nur noch dem Namen nach besteht, und erbaute im gleichen Stile die neunte Bürgerschule an der Silbermannstraße, zwei Bauten, die sich in ihrer schlichten Lisenenarchitektur ganz wohl in das altgewohnte Stadtbild einfügen. (Die Durchbildung der Schule im einzelnen ist nicht von Rettich). Auf der Brühlschen Terrasse richtete Frölich 1896–97 die alte Kunstakademie zur Aufnahme der Bibliothek und der Kupferstichsammlung der königlichen Sekundogenitur ein und kleidete dabei das Äußere geschickt in die Formen des Dresdner Barockstils. Weiter erbauten Schilling und Gräbner auf Grund des Auftrages, das reichste Dresdner Privatgebäude zu errichten, den prunkvollen Kaiserpalast, ein Restaurant am Pirnaischen Platze, in kräftigen Barockformen

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 282. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/294&oldid=- (Version vom 16.3.2023)