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erscheinen die Motive allzu gedrängt; sehr unerfreulich wirkt die ganz kahle Ecke der Augustusstraße und der Brühlschen Gasse, während das Auge des vom Neumarkt Herkommenden gerade hier eine kräftige architektonische Betonung verlangt. An der vierten Seite erhebt sich der Bau mit zwei Geschossen über die Brühlsche Terrasse; der Turm scheidet die Schauseite in zwei ungleiche Hälften, deren verschiedene Bestimmung – rechts Arbeits-, links Erholungsräume – in glücklicher Weise gekennzeichnet ist.

Von dem reichen plastischen Schmuck des Hauses erscheint namentlich das große Majestätswappen von Karl Groß mit den drei nackten Jünglingen von August Hudler der Hervorhebung würdig; mehr als ein Dutzend anderer Dresdner Künstler sind an dem sonstigen Schmuck beteiligt.

Das Innere des Hauses ist überaus klar und übersichtlich angeordnet. Von den Räumen sind namentlich hervorzuheben: die Vorhalle, ein ernster, kraft- und stimmungsvoller Raum, drei schiffig, von Pfeilern in Kalkstein getragen, dann die beiden Sitzungssäle, besonders der der ersten Kammer in seiner dunklen vornehm ernsten Stimmung, das Konversationszimmer der ersten Kammer mit seinem fröhlichen malerischen Schmuck von Otto Gußmann und der Erfrischungsraum mit sächsischen Stadt- und Landschaftsbildern, die in die Wandvertäfelung eingelassen sind. Der Sitzungssaal der vierten Deputation der ersten Kammer von Wilhelm Kreis zeigt die Kunst großer Raumwirkung, über die Kreis verfügt; das Zimmer des Präsidenten der zweiten Kammer, den heitersten Raum des ganzen Hauses, entwarf Richard Riemerschmid in München.

Besonderer Anerkennung wert ist noch, daß im Vorraum der großen Eingangshalle am Schloßplatz die beiden Brunnen aus dem 18. Jahrhundert angebracht sind, die ehemals den Hof des Brühlschen Palais zierten, ebenso die beiden Standbilder Meleager und Atalante aus dem Treppenhause des Palais. So sind diese trefflichen Werke Mattiellis erfreulicherweise ebenso erhalten, wie die beiden Figuren Pallas und Juno vom Eingange des ehemaligen Palais, die jetzt in der Turmvorhalle stehen.

Noch im Werden begriffen ist das neue Dresdner Rathaus an der Ringstraße von Roth und Bräter. Der Turm bringt eine

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 272. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/284&oldid=- (Version vom 27.1.2023)