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ungünstig für das Stadtbild; diese Wirkung wird durch das unerfreuliche Giebelbild (in unzerstörbarer Unterglasurmalerei) noch erhöht. An sich dagegen und aus der nächsten Nähe betrachtet ist das Ministerialgebäude ein überaus stattlicher Monumentalbau; und eine prächtige Zierde besitzt es in seinem reichen überdeckten Schmuckhofe. Der Erbauer ist Oberbaurat Reichelt.

Auch die neuen Dresdner Bankgebäude sind sämtlich im Renaissancestil gehalten: die Börse (1875) von Zumpe und Erich erbaut, neuerdings leider in ihrem unteren Teile verändert, die Reichsbankstelle von Eltzner und Hauschild (1876–77), das Geschäftshaus der Dresdner Bank, von Sommerschuh und Rumpelt im Stile der Bramanteschen Hochrenaissance besonders vornehm und stattlich erbaut, weiter die Dresdner Filiale der Deutschen Bank (Waisenhausstraße 11 und Ringstraße 10), endlich das Geschäftshaus der Allgemeinen Deutschen Credit-Anstalt am Altmarkt. Dieses ist ein typisches Beispiel dafür, wie durch ein neues Gebäude, das keinerlei Rücksicht auf die Umgebung nimmt, die alte schöne Wirkung der Nachbargebäude und eines ganzen Platzes gestört werden kann. Durch die größere Höhe der Stockwerke und Fenster, durch das gediegene Sandsteinmaterial und den flachen Dachaufbau ist die Einheitlichkeit des Marktbildes zerrissen, das an sich stattliche Rathaus, ehedem das vornehmste Gebäude am Altmarkte, durchaus niedergedrückt worden. Auch das Herzfeldsche Warenhaus, das Ebersteinsche und das Rennersche Haus mit den riesigen Schaufenstern haben an dieser Beeinträchtigung des alten schönen Platzbildes erheblichen Anteil. In der Schloßstraße gilt gleiches von dem ehemals Victor Hahnschen Bankgebäude.

Das Albertinum entstand 1884–87 aus dem alten Zeughause, das für das Hauptstaatsarchiv und die Skulpturensammlung eingerichtet wurde; der Umbau hat in jeder Hinsicht gelehrt, daß es klüger gewesen wäre, ein neues Gebäude oder besser noch zwei zu errichten. Weiter gehören in diese Reihe das Oberpostdirektionsgebäude an der Annenstraße von Carl Zopff 1881, die Kgl. Kunstakademie von Constantin Lipsius 1891–94, der Städtische Ausstellungspalast von Bräter 1890–94, das Polizeigebäude von Julius Temper 1898, der neue Hauptbahnhof von Giese und Weidner nebst den zugehörigen Verwaltungsgebäuden von Lippold und

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/278&oldid=- (Version vom 1.4.2023)