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Garten und zu den Sportwiesen der Stadt Dresden erschlossen. Leider fielen dabei als Opfer des Verkehrs das Schönburg-Waldenburgische Palais an der Moritzstraße und das Brühlsche Palais, das ehedem quer vor der Moritzstraße stand, beides ansehnliche Denkmäler der Dresdner Baukunst des 18. Jahrhunderts.

Endlich entstand im Anschluß hieran die Ringstraße, die sich als Moritzring, Maximilians-, Friedrichs- und Johannesring im Zuge der alten Stadtmauer vom Amalienplatz und der Mündung der Carolabrücke bis zur Marienstraße erstreckt. Mit der Festlegung dieses Stadtringes sind fast alle Vorgärten gefallen, die sich zu den Seiten der früheren Alleen bis dahin erhalten hatten. Hoffentlich bleibt wenigstens der letzte reizvolle Rest der Johannesallee seinen hohen Bäumen und dem Garten aus der Empirezeit erhalten, das Adreßbuch verzeichnet hier freilich auch schon unheilverkündend: Nr. 1–13 Baustellen. Auf weitere Einzelheiten der noch nicht abgeschlossenen Stadtentwickelung können wir uns hier nicht einlassen.

ARCHITEKTUR: STAATSBAUTEN – BANKHÄUSER – STÄDTISCHE BAUTEN.

Hand in Hand mit dieser aber ging eine reiche Bautätigkeit, durch die sich das Stadtbild an vielen Stellen stark verändert hat. Fast in dieser ganzen Periode hat, wie gesagt, die italienische Renaissance die monumentale Architektur beherrscht. Ein hervorragender Bau dieser Zeit ist zunächst das ältere Amtsgerichtsgebäude zwischen Marschall-, Lothringer- und Ziegelstraße (vollendet 1892). Der Leipziger Architekt Arwed Roßbach erbaute es in Florentiner Renaissance; es zeichnet sich aus durch die Zweckmäßigkeit des Grundrisses, durch die Gediegenheit der Ausführung, durch eine wirksame Silhouette für die Ansicht vom alten Eliasfriedhof her und durch die wohlberechnete kulissenartige Verschiebung der Fenster, die dem Bau gerade bei seiner nicht selten bemängelten Lage an der nicht allzu breiten Marschallstraße einen prächtigen Reiz gibt.

Eine ganz freie Lage hat dagegen das umfängliche Finanzministerialgebäude am rechten Elbufer in Neustadt, dort wo ehemals die niedrigen Pontonschuppen standen. Leider ist diese freie Lage und die Fernwirkung von der Brühlschen Terrasse her in der Silhouette des Baues nicht genügend berücksichtigt: er wirkt in seiner Massenhaftigkeit und Schwere recht

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 265. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/277&oldid=- (Version vom 23.3.2023)