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Brücken mußten gebaut werden, um den Verkehr zwischen Alt- und Neustadt zu bewältigen: die Albertbrücke 1875, die Carolabrücke 1895, eine neue Eisenbahnbrücke 1901; der Straßenbahnen, deren erste 1872 in Betrieb trat, wurden immer mehr. So ergab sich, daß namentlich im Innern der Altstadt die meist engen Straßen dem Verkehr nicht mehr gewachsen waren. Man mußte auf neue Verbindungen und Straßendurchbrüche bedacht sein.

Mannigfach hat sich hierdurch das Stadtbild verändert – nicht durchweg zu seinem Vorteil, aber die wesentlichen Bestandteile der Schönheit Dresdens sind erhalten. In den Jahrzehnten seit der Niederlegung der Stadtmauern war die innere Stadt allmählich mit ihren Vorstädten mehr und mehr zusammengewachsen, so daß sie namentlich auf der Grenze zwischen Stadtkern und Vorstadt ein völlig anderes Aussehen erhalten hatte. Von den neuen Straßen, die in dieser Zeit entstanden, ist besonders wichtig die Pragerstraße, die zur Verbindung der inneren Altstadt mit dem Böhmischen Bahnhof angelegt und 1851 eröffnet wurde, als die sächsisch-böhmische Bahn ihren Betrieb begann. Sie verlängert die Nordsüdlinie, die durch die ganze Stadt führt, in gerader Richtung, und ist eine der Hauptverkehrsadern der Stadt geworden. Hervorragende Bauten hat sie nicht viele aufzuweisen, aber sie ergibt an ihrem Nordende vermöge des schräg vorstehenden reichen Victoriahauses ein wohlgeschlossenes Stadtbild, während man nach Süden über die Straßenüberführung hinweg auf das freie Gelände der Räcknitzer Höhen schaut; sie ist von bequemer Länge und hat wieder ein ausgesprochenes Ende am Bahnhofsplatze, der sich in neuer Zeit mehr und mehr verschönt hat.

Andere Veränderungen der inneren Stadt hängen mit dem Anwachsen der Vorstädte und den dazu notwendigen Verbindungsstraßen, auch mit den neuen Brückenbauten zusammen. Schon 1849 war zur Verbindung der beiden Bahnhöfe in Altstadt und Neustadt die Marienbrücke als Eisenbahnbrücke erbaut worden. Sie selbst weist keinerlei Schönheitsreize auf, doch hat sie das prächtige Stadtbild des Blickes auf die Altstadt erschlossen, das man von ihrer Höhe aus genießen kann.

Um 1875 wurde dann nach dem Plane von August Richter Sachsenplatz mit seinen Umgebungen und als Verbindung

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 262. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/274&oldid=- (Version vom 21.3.2023)