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Abb. 136 Das neue Hoftheater (Hofoper) von Gottfried Semper (Phot.Tamme)

des Semperschen Baues darunter leidet. Möge auch die Verbauung des Haupteinganges durch die Kasse, diese Verballhornung des Semperschen Werkes, bald wieder verschwinden.

An dem plastischen und malerischen Schmuck des Theaters war die gesamte Dresdner Künstlerschaft beteiligt. Paul Kiesling, der einzige Schüler Schnorrs, der sich eine dauernde Stellung als Künstler in Dresden errang und mit der Zeit fortschritt, malte in der Halbkuppel des Portalvorbaues in leuchtenden Farben die Gruppe der drei Grazien nebst Pan und Apoll. Johannes Schilling krönte die Nische mit der anmutigen Gruppe Dionysos und Ariadne auf dem Pantherwagen. Die Figuren auf den Einfahrtshallen der Treppenhäuser – von verschiedenen Künstlern – sind im Vergleich mit den Mattiellischen Figuren auf der katholischen Hofkirche zu klein und nicht flott genug modelliert, sie wollen zu sehr als persönliche Leistungen gewürdigt sein und ordnen sich der Gesamtwirkung der Architektur nicht genügend unter.

Im Innern des Baues bewundern wir vor allem die Raumschönheit, die festliche Heiterkeit des Zuschauerraums, die malerische vornehme Wirkung der Treppenhäuser, die reiche Pracht des Foyers. Die Fülle mannigfaltigen plastisch-ornamentalen Schmuckes rührt von Sempers Sohn Emanuel Semper her. An den Wandgemälden waren alle hervorragenden Maler Dresdens beteiligt: Friedrich Preller d. J., Heinrich Hofmann, Friedrich

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 259. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/271&oldid=- (Version vom 15.3.2023)