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heimlich das t, und nun las man unter allgemeiner Freude: Machs besser.

Gustav Carus macht in seiner Lebensbeschreibung im Jahre 1839 folgende nachdenkliche Bemerkung: Es ist seltsam, wie doch jene ganze Kunstperiode, in welcher Friedrich, Matthäi, Vogel, Rößler, Klengel und Hartmann tätig waren, jetzt schon so ganz untergegangen oder durch die neu aufgehenden sich hier fixierenden Zweige Düsseldorfer Schule weit zurückgedrängt ist. Da meine Kunstbestrebungen selbst noch mehr in dieser früheren Zeit wurzelten und immer mit denen Friedrichs so nahe verwandt waren, so macht mir dies oft einen eigenen wehmütigen Eindruck. Es ist wohl schon ein paar Monate, daß ich keinen Pinsel angerührt habe. Ich fühle mich in meinem Innern noch so jugendlich, und doch merkt man an dem Vorübergehen solcher Perioden so sehr, wie das Alter herankommt.      Weiter schreibt er an anderer Stelle: Im Frühjahr 1842 hatten wir in Dresden einmal eine größere Ausstellung, und zwar für einen neu gebildeten Verein zum Andenken des vor nicht lange verstorbenen Tiedge veranstaltet. Eine Menge alter fast vergessener Bildergespenster von Mathäi, Klengel, Hartmann standen da wieder auf und sahen einander gelangweilt an; selbst einiges von Friedrich nahm sich schon etwas wunderlich aus, gleichwie einige frühere von mir selbst. Sieht man doch bei solchen Gelegenheiten sogleich, wie schnell das meiste veraltet und wie bald nun das fremdartig werden kann, was eben in seiner Zeit doch so manchen Beifall fand. Aber wie weniges ist dagegen, was sich wirklich zum Zeitlosen zu erheben vermag.

Dieselbe Bemerkung hat man seitdem noch zweimal in Dresden machen können. Nur der Lebende hat Recht, das gilt ganz besonders in der Kunst. Ein Künstler der damaligen Zeit macht eine Ausnahme: Adrian Ludwig Richter (1803–84). Sein Ruhm ist stetig gewachsen und seine Kunst ist immer tiefer in das deutsche Volk eingedrungen. Zur Gedenkfeier seines 100. Geburtstages trat die Liebe zu seinen echt volkstümlichen Schöpfungen glänzend zutage. Richter gehörte nicht zu den Parteigrößen der damaligen Dresdner Kunst. Er stand im ganzen mehr auf Seite der Kartonkünstler und Komponisten. Aber seine Kunst war innerlich weit verschieden von jener Kunst, die schließlich nichts weiter war als eine schwache Nachempfindung Raffaels. Wie

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 251. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/263&oldid=- (Version vom 12.3.2023)