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Von Ernst Hähnel stammt das uns ziemlich konventionell anmutende Denkmal Friedrich Augusts II. auf dem Neumarkt und das jugendfrische Standbild Theodor Körners, das den Sänger und Helden von 1813 in der Uniform der Lützower Jäger in begeisterter Bewegung vorstürmend darstellt. Es wurde am Jahrestage der Schlacht bei Leipzig am ı8. Oktober 1871 enthüllt.

Johannes Schilling endlich schuf u. a. das Denkmal für Ernst Rietschel (1876), das für die Betrachtung des Bildnisses wenig glücklich gegen den Himmel steht an der Stelle, wo einst Rietschel sein Atelier auf der Brühlschen Terrasse hatte; das Standbild Gottfried Sempers 1892) zwischen Kunstakademie und Albertinum gleichfalls auf der Brühlschen Terrasse und das Reiterstandbild für König Johann auf dem Theaterplatze. Das beste, was Dresden Schilling zu danken hat, sind die Gruppen der vier Tageszeiten, die 1864 71 auf der Freitreppe der Brühlschen Terrasse aufgestellt wurden. Aus ihnen spricht eine jugendfrische Anmut, eine Schönheit voll Kraft und Ernst, wie sie Schilling in keinem seiner folgenden Werke für Dresden wieder erreicht hat. Die Originalwerke in Sandstein, die zum Schutze gegen Verwitterung einmal vergoldet wurden, sind inzwischen nach Chemnitz übersiedelt; an ihre Stelle sind 1908 Nachbildungen in Bronzeguß getreten.

MALEREI.

Auf dem Gebiet der Malerei hat weder die Düsseldorfer noch die Münchner Schule in Dresden soviel geleistet, als man bei der Berufung der Hübner, Bendemann und Schnorr erwartete. Eine monumentale Aufgabe ist in Dresden selbst nur Bendemann zugefallen, und zwar im Kgl. Schlosse. Hier wurde schon unter König Friedrich August I. manches von den unscheinbar gewordenen Dekorationen aus der Zeit Augusts des Starken beseitigt. Unter Friedrich August II. wurde dann der Bankettsaal sowie der Ball- und Konzertsaal durch den Hofbaumeister von Wolfframsdorf neu vorgerichtet, zu ihrer Ausschmückung mit Wandgemälden aber berief der König Eduard Bendemann. Denn in den Zeiten der Romantik war die monumentale Freskomalerei wieder zu hohen Ehren gekommen und Historienbilder galten als die vornehmste Äußerung des Kunstsinnes. Die schwungvolle Pracht des Barockstils, die heitere Lebenslust des Rokoko, die sich lediglich im Dekorativen ergangen hatte, galt jetzt für Ausartung und

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 248. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/260&oldid=- (Version vom 11.3.2023)