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Abb. 128 Standbild Martin Luthers mit dem echten Kopfe von Ernst Rietschel

ergreifend; fast überall quillt sie, wie er meint, aus der unbefangenen Schöpferkraft der frisch ausschauenden Phantasie. Wir haben kaum noch Zeit und Lust, uns anschauend in den symbolischen Gehalt einer so langen Reihe plastischer Werke zu vertiefen, sondern empfinden sie im wesentlichen als ornamentale Teile eines architektonischen Ganzen, wenngleich sie nicht im Sinne architektonisch gebundener Plastik, sondern freier plastischer Schöpfungen geschaffen sind. Ohnehin sind die freistehenden Gestalten auf dem Dache weitaus zu klein, um erkennbar zu sein. Nur Michelangelo und Raffael stehen günstig für die Betrachtung. Raffael ist vielleicht Hähnels bestes Werk: die Schönheit, die in der vornehmen Anmut des Jünglings liegt, hat die Jahrzehnte überdauert, die seit seiner Aufstellung verflossen sind.

Zu einer umfassenden Tätigkeit für Dresden wurde weder den beiden Künstlern noch ihren Schüler Johannes Schilling wieder

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/257&oldid=- (Version vom 10.3.2023)