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PLASTIK.

Abb. 127 Raffael, von E. J. Hähnel

Die beiden Bildhauer Rietschel und Hähnel zeigten zunächst ihre Kraft gemeinsam im Schmuck des Hoftheaters, noch mehr aber des Museums. Semper hatte in ihnen dıe beiden Männer gewonnen, die seine Anschauung vom Zusammenwirken der Künste am ehesten in die Tat umzusetzen verstanden. Vom Hoftheater sind nur die beiden sitzenden Figuren Schillers und Goethes von Rietschel und die vier Standbilder Sophokles, Euripides, Shakspere und Moliere von Hähnel an das neue Hoftheater übergegangen. Alles übrige kann man nur noch an den Modellen im Albertinum studieren. Der Schmuck des Museums dagegen ist noch heute an Ort und Stelle. Ein einheitlicher Gedankengang beherrscht den gesamten Schmuck. Die reichere und innigere Südseite ist der christlich-romantischen, die ruhigere, in ihren Formen massigere Nordseite der antiken Kunst gewidmet. Auf der Südseite – von Hähnel entworfen – gehen die beiden Kolossalgestalten Raffaels und Michelangelos die beiden Themen an: Raffael als Träger der naiv-glücklichen und befriedigten Seelenstimmung, des Anmutig-Schönen, Michelangelo als Träger des unablässig erregten titanischen Ringens und Strebens, des Dämonisch-Erhabenen. Der Gegensatz ist in dem gesamten plastischen Schmuck durchgeführt in Gestalten aus dem alten und dem neuen Testament, durch griechische Götter und Heroen usw.

Hettner nennt die Tiefe und Sinnigkeit dieser reichen Symbolik

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Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 244. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/256&oldid=- (Version vom 10.3.2023)