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und das Hoftheater wurden an der angegebenen Stelle erbaut. Das Orangeriegebäude errichtete 1841 der Hofbaumeister von Wolframmsdorf als ein Bauwerk reichgegliederter Renaissanceformen in der Herzogin Garten, und als die Stände das Geld zum Bau des Museums bewilligten, sprachen sie den Wunsch aus, es möge an der offenen Seite des Zwingerhofes erbaut werden. So geschah es.

Semper begann seine Tätigkeit in Dresden damit, daß er die Räume des Erdgeschosses im Japanischen Palais, in welche damals das Antikenkabinett verlegt wurde, im Stile pompejanischer Wandmalerei ausmalte. Dann erbaute er 1836 das Maternihospital (Frauenversorghaus) und 1838–40 die Synagoge. Der beschränkten Bausumme wegen mußte er sich – sogar auf Kosten der Wahrheit – mit den einfachsten Mitteln behelfen. Außen zeigt sie ganz einfache strenge Formen des romanischen Stils, im Innern des quadratischen Baues umkleidete er die ebenso einfachen Emporen nebst Deckenkonstruktion mit einem reichen Spiel farbiger maurischer Ornamente. Was er in seiner Schrift über die Anwendung der Farben in der Architektur und Plastik eben erst (1836) dargelegt hatte, das zeigte er hier an dem glänzenden Beispiel eines stimmungsvoll feierlichen Innenraums. Ebenso wichtig ist, daß er – mit Ausnahme des vorhandenen Kronleuchters – alle Kerzenleuchter (Kandelaber, siebenarmige Leuchter, Ampel), sowie sonstige Geräte selbst entwarf. Es gab keine Dinglinger mehr in Dresden, wie es auch keine Mäzene in der Art der beiden Auguste mehr gab. Semper aber war tief von der Notwendigkeit durchdrungen, einen Bau bis in seine kleinsten Teile harmonisch zu gestalten, auch die dekorativen und kunstgewerblichen Zutaten einheitlich zum Ganzen zu stimmen. So steht seine Synagoge auch in bezug auf das Kunstgewerbe vorbildlich da. Schon damals hegte er die Gedanken, die er später in seinem großartigen Werke über den Stil so überzeugend darlegte.

Weiter baute Semper 1838–41 in Dresden das Hoftheater (abgebrannt 1869), die Villa Rosa in der Holzhofgasse 1839, den Elimeyerschen Ladenvorbau am Neumarkt 1840, das Houpesche Haus Marienstraße 1841, den Cholerabrunnen 1843, das Oppenheimsche – jetzt Kaskelsche und innen umgebaute – Palais an der Bürgerwiese 1845–48 und von 1847 an das neue Museum.

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 236. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/248&oldid=- (Version vom 12.1.2023)