Seite:Paul Schumann - Dresden.pdf/246

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

v. Quandt der Sächsische Kunstverein gegründet, der erste Versuch der Gebildeten in weiteren Kreisen, zu der Kunst und den Künstlern in nähere Beziehung zu treten. Schon Ludwig Richter wägt in seiner Lebensbeschreibung Nutzen und Schaden eines solchen Vereins ab, der ein notwendiges Übel ist. Nach wenigen Jahren brach dann auch der Streit aus über die Frage, die seitdem nicht zur Ruhe gekommen ist, ob Kunstvereine die Kunst oder die heimischen Künstler fördern sollen. Herr v. Quandt, der für die Kunst eintrat, legte infolge dieses Streites den Vorsitz nieder und trat aus. Noch heute beruht der Sächsische Kunstverein auf den Grundlagen, die er bei seiner Gründung erhielt.

GOTTFRIED SEMPER.

Anlaß zu einem monumentalen Bauschaffen in Dresden wurden nun Theater und Gemäldegalerie.

Die Räume der Galerie im alten Stallgebäude erwiesen sich mehr und mehr als unzulänglich, ja als verderblich für die Gemälde. Schädlich war vor allem der starke Temperaturwechsel in den unheizbaren Sälen, ebenso schädlich der eindringende Kohlenrauch und der Straßenstaub, außerdem waren die Bilder nicht genügend gegen Feuersgefahr geschützt. So erscholl immer lauter die Forderung eines Neubaues für die Galerie. Ein Ausschuß von Chemikern und Künstlern ward eingesetzt und J. G. v. Quandt sprach sich 1842 dahin aus, es sei eine Verpflichtung gegen die ganze zivilisierte Welt, ein Museum zu bauen, dessen Lage Gemälde von so hohem Werte vor zerstörenden Einflüssen schütze, und der Minister v. Wietersheim trat mit Wärme dafür ein, daß die Galerie ein ihrer würdiges Gebäude erhalte. Am 6. April 1846 bewilligten die sächsischen Stände für den Bau 350 000 Taler. Der Bau wurde dem Architekten Semper übertragen.

Gottfried Semper, 1804 in Altona geboren, als Architekt in Paris unter dem Klassizisten Gau und dann auf Reisen in Italien und Griechenland gebildet, ward 1834 auf Empfehlung Schinkels als Professor der Baukunst an die Kunstakademie zu Dresden berufen. Seine Tätigkeit in Dresden ist für deren architektonische Entwickelung epochemachend geworden. Gleich nach seiner Ankunft in Dresden, als es sich darum handelte, dem König Friedrich August I. ein Denkmal zu setzen, entwarf er den großartigen Plan, den heutigen Theaterplatz, der noch als ein Schandfleck der Stadt

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 234. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/246&oldid=- (Version vom 4.3.2023)