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abgesehen von der Bedeutung seines Gegenstandes, über seinen Eindruck und seinen Stimmungsgehalt und bis zu welchem Grade man dergleichen mit Worten unserer Sprache ausdrücken könne. Die Ergebnisse dieser Unterhaltungen veröffentlichten die Gebrüder Schlegel alsbald im Athenäum, das eine Fülle von geistvollen Aphorismen damals ganz neuen Gedankengehalts über Kunst, Betrachtungen und Beschreibungen von Bildern mit Gedichten usw. enthält. Sie sind für Dresden besonders wertvoll, weil die Beispiele für ihre Art die Kunst zu betrachten zumeist der Dresdner Galerie entnommen sind. Mit Recht behauptet Adolph Philippi, daß erst durch die Leseliteratur der Romantiker dem großen Publikum die Vorstellung von der Malerei als einer geistigen Lebensäußerung nahegebracht worden ist; bis dahin dachte man bei Kunst an eine mehr oder minder antike Statue. Daß Schiller, der Verfasser der Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen, die künstlerischen Anschauungen der Romantiker verspottete, schmälert ihr Verdienst nicht im mindesten. Einstweilen gehörten indes die Schätze der königlichen Sammlungen in Dresden noch nicht der Allgemeinheit.

ERSCHLIESSUNG DER KUNSTSAMMLUNGEN – KUNSTVEREIN    ALTERTUMSVEREIN.

Erst im Jahre 1828, als die Verwaltung der Kunstsammlungen vom königlichen Hofstaat auf den Zivilstaat überging, wurde die Galerie dem allgemeinen Besuche erschlossen, ein wahrhaft bedeutendes Ereignis im Kunstleben Dresdens.

Schon drei Jahre vorher, am 19. Januar 1825, wurde auf die beharrliche Anregung des Hofrats und „Oberaufsehers des Antiken-Museums“ Karl August Böttiger hin der Kgl. Sächsische Altertumsverein gegründet. Sein Zweck war und ist noch heute: „vaterländische Altertümer zu erforschen und zu entdecken, sie entweder selbst oder durch Abbildung zu erhalten und für die Nachkommen aufzubewahren.“ An die Spitze des Vereins trat Prinz Johann, der zeitlebens die Aufgaben des Vereins mit hohem Ernst und vollem Verständnis gefördert hat. Dem Altertumsverein verdankt Dresden vor allem die Gründung des Altertumsmuseums, das so große Schätze mittelalterlicher deutscher Plastik besitzt und damit das Skulpturenmuseum so trefflich ergänzt. Ferner wurde im Jahre 1829 auf Anregung des kunstsinnigen Herrn Johann Gottlob

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Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 233. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/245&oldid=- (Version vom 2.3.2023)