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Ludwigs XIV. und der Regence, hier eine gutbürgerliche Gesellschaft in einfacheren aber gefesteten Anschauungen und Verhältnissen. Die leichte Puderwolke der Pastelltechnik hat der Farbentiefe und dem festen Strich einer soliden Ölmalerei Platz gemacht.

Neben Graff haben die übrigen Maler der Zeit für Dresden als Kunststätte weniger Bedeutung. Jedem Dresdner wird wohl der Name Gerhard von Kügelgen bekannt sein aus den köstlichen Lebenserinnerungen seines Sohnes Wilhelm v. Kügelgen. Aber von seinem künstlerischen Schaffen ist in Dresden nicht viel übrig geblieben. Wie es sonst in Dresdens Künstlerkreisen und besonders an der Akademie aussah, das hat uns Ludwig Richter in seiner Selbstbiographie so lebendig und mit so frischem Humor geschildert, daß wir an die gezackte Eichenmanier und die gerundete Lindenmanier Zinggs nur zu erinnern brauchen. Jammervolle Zeiten. Nur in Paris war damals ein Kunstleben im großen Stil. Die deutschen Künstler aber verzweifelten an den Verhältnissen in dem geknechteten und zertretenen Vaterlande. Nur von Rom erhofften Overbeck, Koch, Reinhardt, Cornelius und viele andere eine Wiedergeburt der deutschen Kunst.

Der Kupferstecher und Landschafter Adrian Zingg (1734 bis 1816), der von Ludwig Richter als Lehrer verspottete Professor an der Akademie verdient aber doch als Heimatkünstler gewürdigt zu werden. Gleich Graff war er ein Schweizer, der in Dresden eine zweite Heimat gefunden hatte. Aus einem Gebirgsland kommend zog ihn die sächsische Schweiz, die um 1760 noch kein Mensch besuchte oder schön fand, stark an. Er begann zuerst, die sächsische Schweiz zu durchwandern und ihre Täler und Fernsichten in angetuschten Radierungen wiederzugeben. Diese zierlichen, wenn auch etwas manierierten Blätter verkaufte er selbst auf der Leipziger Messe, die er mit seinen wohlgefüllten Mappen bezog, und er hatte einen guten Absatz. Auch seine Schüler, darunter Johann Christian Klengel (1751–1824) und C. August Richter, der Vater Ludwig Richters, leitete er auf diese Wege. So ist der Schweizer Zingg, der Vater der gezackten Eichenmanier und der gerundeten Lindenmanier, ein Herold der Schönheit unserer sächsischen Heimat geworden.

WANDLUNGEN.

Hofleibarzt Carus schreibt in seiner Biographie über die damalige Malerei in Dresden:

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/232&oldid=- (Version vom 14.2.2023)