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gegliedert, die Mitte bezeichnet eine Vorlage mit einem mächtigen Giebel auf dem kräftigen Konsolen- und Hauptgesims. Nicht mit Unrecht schreibt Gurlitt dem Bau eine gewisse Größe der Auffassung zu. Das große flache Sandsteinrelief im Giebel, ein antikes Zweigespann darstellend, ist von dem Bildhauer Franz Pettrich.

PLASTIK.

Die Plastik lag in der geschilderten Zeit in Dresden sehr darnieder. An großen Aufträgen fehlte es gänzlich, nicht minder an bedeutenden Künstlern, solche auszuführen. Da war zunächst Johann Christian Feige der Jüngere (1720–88); sein Werk ist der erwähnte Delphinbrunnen im Hofe des Landhauses. Die wenigen Grabdenkmäler, die ihm zugeschrieben wurden, sind verschwunden. Sein Bruder Joh. Friedrich Feige (1728–88) führte 1776 nach der Zeichnung des Krubsacius das Denkmal der Neuberin in Laubegast aus; von Johann Ferdinand Feige († 1783) rührt der kümmerliche Löwe her, der über der Tür der Löwenapotheke angebracht ist. Ein anderer Bildhauer jener Zeit war Johann Baptist Dorsch aus Bamberg (1744–89), der 1777 nach Dresden gekommen sein soll. Er hat die Vasen und Kindergruppen auf den Balustraden des Zwingers, welche die preußischen Schildwachen im Siebenjährigen Kriege herabgestürzt hatten, nach den vorhandenen Modellen ersetzt und auch am Ostpavillon Fehlendes ergänzt. Sein Werk ist auch das Grabdenkmal des 1774 verstorbenen Johann Georg Chevalier de Saxe, eines natürlichen Sohnes Augusts des Starken und der Fürstin Lubomirska: ein hochgestellter Sarkophag mit Löwenfüßen und dem Wappen des Verstorbenen. Das Denkmal steht in verwahrlostem Zustande auf dem alten katholischen Friedhofe. Dorsch schuf auch die beiden ungeschickten Löwen und zwei weibliche Hermen vor dem Marcolinischen Palais. Von Thaddeus Ignaz Wiskotschill endlich (1753–95) stammen: vier tragende Satyre nebst einer Vase an der Rundgalerie nördlich vom Wallpavillon des Zwingers, ferner vier teils Laternen, teils Vasen tragende Hermen an der Straße vor dem städtischen Krankenhause und sechs Standbilder historischer Persönlichkeiten des klassischen Altertums, von denen zwei noch im Garten dieses Krankenhauses stehen, während vier nach der Bürgerwiese versetzt worden sind; nach Gustav Müller: die Skythenkönigin Tomyris mit dem Haupte des Kyros Themistokles, Muzius Skävola, die Amazonenkönigin Talestris, Alkibiades und

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 216. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/228&oldid=- (Version vom 31.1.2023)