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er, aber an dem Äußeren der Häuser ließ er nur die Geradlinigkeit gelten, die Lisene ward schließlich das einzige erlaubte Motiv für Bürgerhäuser. Der richtige Hungerstil, ganz angemessen der Zeit der Not nach dem Brühlschen Regiment und dem Siebenjährigen Krieg, die noch gesteigert wurde durch mehrjährigen Mißwachs in Sachsen in den 1770er Jahren. Das Landhaus wurde 1774–75 erbaut. Es zeigt an der Schauseite ein durch zwei Geschosse gehendes Portal mit freistehenden toskanischen Säulen, an den Wänden gequaderte Wandpfeiler mit ionischen Pilastern. Bemerkenswert ist das überaus stattliche, durch das ganze Gebäude gehende Treppenhaus, das größte der ganzen Stadt. Weiter freuen wir uns der trefflichen schmiedeeisernen Gitter an den Fensterbrüstungen und Treppengeländern, des – einmal von Adolf Menzel gezeichneten – Hofbrunnens von Johann Christian Feige dem Jüngeren, und endlich dieses stattlichen Hofes selbst. Krubsacius hatte ursprünglich nach französischem Vorbilde zwei Flügelbauten geplant; da sie nicht ausgeführt wurden, ist der Hof, der sich nach der König Johannstraße öffnet, noch geräumiger geworden. Zu wünschen ist, daß diese im Innern der Stadt ganz einzige Hofanlage auch künftig erhalten bleibt. Sie bildet eine reizvolle Unterbrechung der langen Häuserreihe der König Johannstraße.

PALAIS.

Von den wenigen Palastbauten aus dieser Zeit ist nicht viel erhalten. Oberlandbaumeister Exner errichtete die schmucklosen nüchternen Anbauten am Taschenbergpalais. Das stattliche Schönburg-Waldenburgische Palais, vom Hofbaumeister Hölzer nach 1778 für Ludwig Friedrich Graf Vitztum von Eckstädt in der Moritzstraße errichtet, ist verschwunden. Krubsacius erbaute das – seitdem zweimal umgebaute – Prinzenpalais im Garten der Zinzendorfstraße, seinem Grundriß nach ein bequemes Landhaus nach dem Schema Blondels mit Enfiladen, Alkoven, Haupt- und Nebentreppen usw. Er baute auch das Harmoniegebäude um, wobei die Hauptschauseite von Knöffel bestehen blieb aber das Innere und die neuen Teile im Hofe und an der Rampischen Straße gestaltete er einheitlich nach den französischen Grundsätzen. Der Richtung des Krubsacius gehört auch das ehemalige herrschaftliche Wohnhaus Große Brüdergasse Nr. 25 an; die Schauseite hat eine toskanische Pilasterordnung durch beide Obergeschosse und

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Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 212. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/224&oldid=- (Version vom 31.1.2023)