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worden; das Äußere der Kirche bis zur Attika entwarf und führte aus Christian Friedrich Exner, die Attika rührt von der Oberbaukommission her, Wölbung und Dach – nach dem Brande erneuert – vom Ratsbaumeister Eigenwillig, der Turm von einem Schüler des Krubsacius dem Hofbaumeister Gottlieb August Hölzer. Der Turm wurde erst 1788 fertig. Die Kirche, die am 22. November 1792 eingeweiht wurde, ist ein Zentralbau: an ein fast quadratisches Schiff setzt sich ein halbkreisförmiger Chor. Der Turm gehört in seiner monumentalen Einfachheit, mit seinen wohlproportionierten Massen, zu den Hauptzierden der Silhouette Dresdens, wenn er im einzelnen auch nicht gerade etwas Reizvolles aufzuweisen hat. Noch heute steht er stattlich und kraftvoll an derselben Stelle, wo seit uralten Zeiten seine Vorgänger standen. Ernst und groß erhebt er sich von der südöstlichen Ecke des Altmarktes, mit dem wohlgeschlossenen Platz zusammen ergibt er ein charaktervolles eigenartiges Stadtbild.

ANNENKIRCHE.

Auch die Annenkirche war im Siebenjährigen Kriege abgebrannt. Schmidt erbaute die neue von 1764–69. Ihren Turm erhielt sie aber erst im Jahre 1823 durch den Hofbaumeister Thormeyer. Der Grundriß zeigt ein Rechteck mit halbkreisförmigen Abschlüssen, an drei Seiten Emporen, an der vierten den alten Altar, über ihm an Stelle des Altarbildes die Kanzel. Die Anordnung ist dem evangelischen Bedürfnis angemessen, der Kirchenraum wirkte würdig war aber sehr schlecht beleuchtet, so daß sich endlich ein Umbau nötig machte, den 1907–1909 der Architekt Richard Schleinitz geschickt durchgeführt hat. Der Grundriß ist dabei ziemlich derselbe geblieben, aber die Raumwirkung hat bedeutend gewonnen und die Kirche ist hell und licht geworden. Auch die Südfront wurde dabei vortrefflich umgestaltet.

Damit schließen die Kirchenbauten des 18. Jahrhunderts in Dresden ab. Alle vier Pfarrkirchen der Stadt und eine Vorstadtkirche waren neu erstanden: die Frauenkirche, die Kreuzkirche, die Dreikönigskirche, die Annenkirche; ferner die Friedrichstädter Kirche, dazu auch noch die katholische Hofkirche, sowie die inzwischen wieder verschwundene reformierte Kirche. In kirchlicher und in künstlerischer Beziehung war gleich Bedeutendes geleistet worden. Ihre wundervolle Silhouette verdankt die innere Stadt dem 18. Jahrhundert.

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/220&oldid=- (Version vom 31.1.2023)