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Sandsteinarbeit wurde von Petersill, einem der Steinmetzmeister beim Bau der katholischen Kirche, errichtet. Abgesehen von diesen unwesentlichen verschwindenden Ausnahmen steht die katholische Hofkirche in der Entwickelung der Dresdner Architektur ganz vereinzelt da; der römische Barockstil kam mit Chiaveri und ging mit ihm.

SCHMIDT UND KRUBSACIUS.

Dagegen finden die Bährsche Richtung sowohl wie der französische Stil nach dem Siebenjährigen Kriege tatkräftige Vertreter. In Bährs Spuren ging sein Schüler der Ratszimmermeister J. G. Schmidt, der seines Meisters Bestrebungen um einen evangelischen Kirchenstil kräftig weiter verfolgte; den französischen Stil, und zwar in der Form des Klassizismus, pflegte dagegen der Professor an der Akademie Friedrich August Krubsacius. Der Gegensatz trat vor allem beim Wiederaufbau der Kreuzkirche zutage. Alsbald nach dem Friedensschlüsse ging man in Dresden tatkräftig daran, die Schäden der Belagerungen auszubessern. Die Absichten des Kurfürsten, bei dieser Gelegenheit die Festungswerke zu beseitigen, an die Stelle von Wällen und Gräben Alleen anzulegen und für den Wiederaufbau der abgebrannten Teile einen neuen Gesamtplan aufzustellen, blieb liegen. Namentlich die Straßen in der inneren Altstadt, die Rampische, die Pirnaische, die Moritz- und die Kreuzstraße, sowie der Neumarkt wurden im wesentlichen wieder so bebaut, wie es vordem gewesen war.

KREUZKIRCHE.

Mit dem Wiederaufbau der Kreuzkirche beauftragte der Rat seinen Zimmermeister Johann Georg Schmidt. Ein schweres Unglück leitete den Bau ein; am 22. Juni 1765 stürzte der Turmbau plötzlich in sich zusammen. Ein interessantes Bild von Canaletto zeigt uns den eingestürzten Turm. In der Folge entspann sich ein heftiger, langandauernder Streit zwischen dem Rat, der für seinen Baumeister eintrat und der kurfürstlichen Kunstakademie, welche des Hofbaumeisters und Professors Krubsacius Ansichten verfocht. Ein Gutachten Chiaveris verhalf schließlich Schmidt und damit dem deutschen Barockstil zum Siege. Schmidt selbst starb während des Streites um den Bau der Kirche 1774, ohne das Ende des Baues zu erleben. Von ihm rührt der Grundriß der Kirche her, das Innere ist indes nach dem Brande von 1897 durch die Architekten Schilling und Gräbner stark, aber vorteilhaft verändert

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 207. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/219&oldid=- (Version vom 31.1.2023)