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das Feuer übrig gelassen, hat ihnen der Raub genommen. Viele sind von den Flammen verzehrt und verbrannt, viele sind von den feindlichen Geschützen und eingefallenen Mauern, wo nicht umgekommen, doch hart beschädigt worden. So sieht das ehemalige prangende Dresden jetzt in seinen Ringmauern aus.“ Innerhalb der Stadt waren 226 Häuser abgebrannt, 190 in den Vorstädten, noch abgesehen von den Häusern, die mit argen Brandschäden davon gekommen waren. Zahlreiche Paläste lagen in Trümmern, mit ihnen drei Kirchen Dresdens: die altberühmte Kreuzkirche war vollständig ein Raub der Flammen geworden, während Georg Bährs steinerne Kuppel der Frauenkirche den Bomben Friedrichs des Großen widerstanden hatte.

Jahrzehntelang hat es gedauert, ehe Dresden die furchtbaren Schläge des Siebenjährigen Krieges überwunden hat. Zunächst taten Sachsens Fürsten ihr Mögliches, um die Schäden wieder gutzumachen. August III. starb wenige Monate nach dem Friedensschlusse noch im Jahre 1763. Auch sein Sohn und Nachfolger Friedrich Christian starb noch im gleichen Jahre, aber in den wenigen Monaten seiner Regierung hat er manches Gute getan. So entwarf er den Plan, die Kunstakademie auf einen ganz neuen Boden zu stellen und bedeutend zu erweitern, und seine kunstbegeisterte Gemahlin Maria Antonie sorgte dafür, daß der Plan nach seinem Tode ausgeführt wurde. Prinz Xaver, der von Ende 1763–68 den minderjährigen August IV. in der Regierung des Landes vertrat, erweckte 1764 die Akademie zu neuem Leben. Dieser Gedanke war schon unter August III. aufgetaucht. Als aber Heinecken den König einmal ausdrücklich fragte, ob er nicht eine Kunstakademie errichten wollte – die bestehende war nämlich nur eine Zeichenakademie und bestand im ganzen mehr auf dem Papier – da fragte der König seinerseits, wer denn Direktor der Akademie werden sollte. Heinecke nannte Silvestre, Groni, Torelli, Raffael Mengs. Da gab der König die denkwürdige Antwort: „Das wird also eine französische oder italienische Akademie werden. Wir müssen warten, bis wir einen Deutschen bekommen.“ Mengs anerkannte er offenbar nicht als deutschen Künstler, seine Kunst wurzelt ja auch in der italienischen. Die Antwort zeigt: König August III. sammelte alte niederländische und italienische

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/216&oldid=- (Version vom 31.1.2023)