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überaus glückliche Zutat, die den Reiz des Bauwerks stark erhöht hat. Nur ganz ausnahmsweise wird man in der Einförmigkeit moderner Großstädte ein solches Hofgebäude finden, gleichzeitig vornehm und voll malerischer Stimmung. Ganz köstlich wirkt es, wenn die Sonnenstrahlen seitlich darauf fallen und es mit Licht und Schatten kräftig beleben. Aber auch für die Frauenkirche steht es an richtiger wirksamer Stelle. Mit seinen verschiedenen Höhen gibt es uns einen anschaulichen Maßstab für die Höhe der Kirche und erhöht dadurch deren imposante Wirkung. Architektonisch gliedert sich der elffenstrige Bau durch Lisenen, sowie durch flache Vor- und Rücklagen. Das Hauptrisalit ist durch einen Giebel über drei Fenstern hervorgehoben, den Festsaal im ersten und zweiten Obergeschoß kennzeichnen die hohen Rundbogenfenster nebst Ochsenaugen. Vor dem Mansardendach steht eine Balustrade mit plastischem Schmuck, durch den auch die flachgedeckten Seitengebäude und die Schäfte der Einfriedigung ausgezeichnet sind. Die mächtigen Trophäen auf den Flügelbauten und die zwölf Kinder, die teils einzeln, teils paarweise in mannigfaltigen Stellungen mit Ritterhelmen, Schwert, Keule, Köcher, Streitkolben und Fackel spielen, sind köstliche Werke des Bildhauers Gottfried Knöffler, die die Architektur in reizvoller Weise beleben.

Schlichter, aber überaus vornehm ist das Graf Hoymsche Palais (Harmoniegebäude) mit einer Front von 13 Fenstern in schönen Verhältnissen, durch Lisenen gegliedert und mit wenigem, aber wohlberechnet angebrachtem Schmuck. Das Balkongitter und die Holzschnitzereien an den Türen zeigen die hervorragende handwerkliche Kunst des Rokokostils.

Endlich das Ministerhotel in der Seestraße, 1753 von Knöffel oder Fürstenhoff für den Legationsrat von Saul erbaut. Es zeigt im Äußeren dieselbe vornehme Einfachheit, wie die übrigen Bauten Knöffels, nur noch schlichter und ruhiger. Die innere Anordnung ist in französischer Weise klar, bequem und zweckmäßig.

ROKOKO.

Bezeichnend für diese Zeit ist der Gegensatz zwischen Außenarchitektur und Innendekoration. Bei Pöppelmann und Bähr findet man ihn nicht; die prachtvolle reiche Ausstattung des großen Saales im Südwestpavillon des Zwingers entspricht durchaus seinem Äußeren, und auch in der Frauenkirche wird man im Altarplatz

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/190&oldid=- (Version vom 24.2.2023)