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die erste Deutsche Kupferstichgeschichte und außer zahlreichen Bänden von Inventarien auch jene Abhandlung – Idée générale d'une collection complète d'estampes – die so lange für das Sammeln von Stichen und die Anordnung einer solchen Sammlung maßgebend gewesen ist.

Heinecken hat auch das Verdienst, die Schätze der Dresdner Galerie zum ersten Male der Allgemeinheit der Kenner durch Vervielfältigung erschlossen zu haben. Er veröffentlichte das erste große Galeriewerk in Kupferstichen, die allerdings nur von mittelmäßigen Stechern der Zeit herrühren. Der Hofmaler Hutin, der 1748 von Paris nach Dresden berufen wurde, fertigte von den Gemälden selbst die Zeichnungen an, nach denen E. Fessard, P. A. Kilian, J. N. Preißler, J. Daullé, Jacob Folkema, J. Basan, J. Camerata, Dupin, Tardieu und andere die Blätter stachen. Heute, wo die mechanische Vervielfältigung einen so großartigen Aufschwung genommen hat, haben diese Blätter nur noch kulturgeschichtliche Bedeutung, damals, als sie – 1753 die erste, 1757 die zweite umfängliche Sammlung – erschienen, hatten sie für das Bekanntwerden der Dresdner Galerie und ihrer Meisterwerke eine sehr hohe Bedeutung.

ANTIKEN-SAMMLUNG.

Auch die Sammlung antiker Originalbildwerke wurde unter August III. in bemerkenswerter Weise, wenn auch nur durch eine geringe Anzahl von Werken, bereichert. Als man um 1706 auf dem Gebiete des verschütteten Herkulaneum einen Brunnen grub, fand man die drei herrlichen weiblichen Standbilder, die unter dem Namen der Herkulanerinnen bekannt sind. Sie gaben den Anstoß zu den weiteren Ausgrabungen, denen wir die Aufdeckung von Pompeji verdanken. Die drei Werke selbst, die vorzüglichsten und besterhaltenen römischen Wiederholungen berühmter griechischer Werke aus der Zeit des Praxiteles, gingen zunächst in den Besitz des Prinzen Eugen von Savoyen über. August III. säumte nicht, sie aus dem Nachlaß zu kaufen, nachdem Prinz Eugen 1736 gestorben war.

Dresden besaß damals den größten Schatz antiker Bildwerke in ganz Deutschland. Sonderbarerweise begnügte man sich allerdings mit dem Besitze, von geistigem Erwerben war keine Rede. Der später so berühmte Kunstgelehrte Johann Joachim Winckelmann, der von 1748 an Bibliothekar des Grafen von Bünau auf

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/180&oldid=- (Version vom 21.2.2023)