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sich sodann, wie mannigfaltig alle diese Plätze gestaltet sind, wie bequem man zumeist an den Straßenwänden dahingehen kann und daß man nur ausnahmsweise, nämlich an der Ecke der Wilsdruffer- und Schloßstraße, am Postplatz und Pirnaischen Platz mit starkem Verkehr zu rechnen hat, so wird man leicht einsehen, wie eng die ich möchte sagen verkehrsmäßige Schönheit von Dresdens Altstadt mit dem uralten Grundplane zusammenhängt.

Anderer Art ist die Schönheit der Anlage von Dresden-Neustadt, denn dieser Stadtteil wurde erst zu Anfang des 18. Jahrhunderts nach der alles zerstörenden Feuersbrunst von 1685 nach einem ganz neuen Stadtplane wieder aufgebaut, wobei man auf die frühere Anlage keinerlei Rücksicht nahm. Davon wird später zu reden sein.

DIE ÄLTESTEN BAUDENKMÄLER.

Außer der allgemeine Anlage der inneren Altstadt stammen auch die bedeutendsten Baudenkmäler Dresdens aus der Zeit der Stadtgründung, wenn auch keines mehr in seiner ursprünglichen Gestalt erhalten ist: außer der Frauenkirche das Schloß, die Augustusbrücke, die Kreuzkirche, das Kauf- und Rathaus.

Die Markgräfliche Burg ist sicherlich das älteste Gebäude der Stadt Dresden; denn nur in ihrem Schutze konnten die deutschen Kaufleute und Handwerker, die aus anderen Orten und Gegenden herbeikamen, sich ansiedeln. Die Burg stand im Zuge der Mauer, welche die Stadt umgab, und als feste Wehr am Ausgange der Brücke, die zuerst im 11. Jahrhundert an die Stelle der alten Fähre trat.

Mit der Brücke stand in festem Zusammenhange die Kreuzkapelle. Für Brücken zu sorgen galt ja im Mittelalter als ein frommes Werk; darum wendete die Geistlichkeit in vielen Fällen den Brücken ihre Fürsorge zu, indem sie ihnen z. B. die Einnahme eines Ablasses überließ oder den Opferertrag mit der Brückenkasse teilte. Ein solches enges Verhältnis zwischen Brücke und Kirche bestand auch von vornherein in Dresden. Die Kirche, die offenbar bei der Gründung der Stadt erbaut wurde, hieß ursprünglich Nikolaikirche nach dem Schutzpatron der Fischer und Schiffer, dem sie geweiht war. Im Jahre 1234 aber brachte Konstantia, die Tochter des Herzogs Leopold von Österreich, bei ihrer Vermählung mit dem Markgrafen Heinrich dem Erlauchten ein

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Heft 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 6. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/18&oldid=- (Version vom 5.12.2022)