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die der Bolognesen und Ferraresen, haben für uns nicht mehr den hohen Wert, den man ihnen damals beilegte; zum Teil kommen sie uns heute so kalt und nüchtern vor, daß wir sie gar nicht mehr ansehen mögen, aber glücklicherweise war Augusts und Brühls Geschmack keineswegs einseitig. Sie ließen vor allem auch in Böhmen und in Paris kaufen, und dadurch kamen namentlich die vlämischen und holländischen Bilder nach Dresden, die auch uns heute noch vollwertig erscheinen. Der Ankauf der Gräflich Waldsteinschen (Wallensteinschen) Sammlung 1739 brachte unter 268 Bildern das herrliche Bild Bei der Kupplerin des Delftschen van der Meer, die beiden kleinen Bildnisse des Frans Hals und van Dycks Bildnis eines Geharnischten, aus Prag kamen mehr als 150 Bilder, darunter ausgezeichnete Werke von Rubens und Snyders, die zahlreichen Ankäufe in Paris aber brachten unter andern Meisterwerke von Watteau, Rembrandt, Rubens, David Teniers, eine Reihe der Lancret und Pater, sowie die schönsten Wouwermans, deren die Galerie so viele besitzt wie keine andere der Welt. Noch brachten die beiden Jahre 1754 und 1755 so bedeutende Gemälde wie Bagnacavallos große Madonna mit vier Heiligen und Franceschinis Magdalene, dann machte der siebenjährige Krieg diesen großartigen Bildereinkäufen ein Ende.

KUPFERSTICH-KABINETT.

Die gleichen großen Verdienste hat August III. und unter ihm Carl Heinrich von Heinecken um das Kupferstichkabinett, das wiederum schon 1720 August der Starke gegründet hatte, indem er seinen Leibarzt Dr. Joh. Heinrich Heucher, einen vielseitigen Gelehrten beauftragte, einen Kupferstichsaal einzurichten. Heucher brachte zunächst im südöstlichen Zwingerpavillon die alten Bestände zusammen und vermehrte die Sammlung in namhafter Weise, wozu August der Starke ihm reichliche Mittel gewährte. Noch weit großartiger tat dies wiederum August III., besonders als er 1746 nach Heuchers Tode Heinecken zum Direktor des Kupferstichkabinetts ernannt hatte. Mit diesem war der richtige Mann an die Spitze der schon damals bedeutenden Sammlung von Kupferstichen und Handzeichnungen gekommen. Seine Tätigkeit am Dresdner Kabinett ist epochemachend geworden für die ganze Kupferstichkunde. Er ordnete das gesamte Kabinett, er erwarb die so wichtigen und wertvollen deutschen Kupferstiche des 15. Jahrhunderts, er verfaßte auf Grund der Dresdner Sammlung

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Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 167. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/179&oldid=- (Version vom 21.2.2023)