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Carracci und allen anderen Bolognesen, ferner das herrliche Bildnis des Morette von Hans Holbein, der Heilige Hieronymus von Rubens, das männliche Bildnis mit den behandschuhten Händen von Velazquez und viele andere Meisterwerke zogen damals in die Dresdner Galerie ein. Schon vorher hatte der Kunstkenner Graf Algarotti unter anderen die Holbeinsche Madonna und die drei Schwestern des Palma Vecchio nach Dresden geliefert und auch nach dem Modenesischen Ankauf hörten die Erwerbungen keineswegs auf. So brachten die folgenden Jahre die große Heilige Unterhaltung von Tizian, Palma Vecchios Heilige Familie mit der heiligen Katharina, Parmeggianinos Madonna mit der Rose und Guido Renis Ninus und Semiramus.

SIXTINISCHE MADONNA.

Das bedeutendste dieser italienischen Werke aber war Raffaels Sixtinische Madonna, jenes weltberühmte Gemälde, das von Raffaels Tagen bis 1753 seinen Platz hinter dem Hochaltar der Klosterkirche des heiligen Sixtus in Piacenza gehabt hatte. Im Jahre 1753 ging es für 20000 Dukaten in den Besitz des sächsischen Kurfürsten über, der es schon auf seiner Reise als Kurprinz im Jahre 1711 mit größter Bewunderung gesehen und bereits damals den Entschluß gefaßt hatte, es womöglich in seinen Besitz zu bringen. Eine Anekdote, die sich an dieses Gemälde knüpft, zeigt, wie groß August III. als Kunstfreund dachte. Ungeduldig, das langersehnte Bild wiederzusehen, ließ er es im Schlosse selbst auspacken und aufstellen. „Als man es nun in den Thronsaal gebracht hatte und einen Augenblick zögerte, es im besten Lichte gerade da aufzustellen, wo der königliche Thronsessel stand, schob ihn der König mit eigner Hand beiseite mit den Worten: Platz für den großen Raffael.“ Ein zweites Geschichtchen, das ebenfalls Heinecken erzählt, zeugt nicht minder von Augusts Kennerschaft. Den Maler Graf Rotari, der sich eine Zeitlang am sächsischen Hofe aufhielt, verdroß die Hochschätzung, deren sich Correggios Bilder beim König erfreuten. Eines Tages ließ er, um den Vergleich seiner eigenen Kunst mit der des Meisters von Parma herauszufordern, sein Gemälde Ruhe auf der Flucht hinter der Staffelei aufstellen, auf der Correggios Heilige Nacht stand. Der König kam, sah die Zusammenstellung und sagte nur: „C'est bon pour le derrière du Corrège.“

Eine große Menge dieser italienischen Gemälde, insbesondere

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 166. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/178&oldid=- (Version vom 21.2.2023)