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weniger Schmuckteile ist es vollendet schön, ein sprechender Beweis, wie ein Künstler ersten Ranges auch mit geringen Mitteln das Höchste zu erreichen vermag. Der fünffenstrige Bau ist in drei Vor- und zwei Rücklagen gegliedert; auf dem ganz glatten und schlichten Erdgeschoß erheben sich, durch flache lisenenartige Wandpilaster in drei Vor- und zwei Rücklagen gegliedert, die drei Obergeschosse; ein besonderer Reiz entsteht durch ein leichtes Vor- und Rückkrümmen der drei mittleren Fenstersysteme. Das im gleichen Sinne leicht geschwungene Mansardendach mit dem ausgezeichneten Mittelfenster schließt das in Putz und Stuck ausgeführte vornehme Haus wirksam ab.

Ein Beispiel der Fehreschen Bauweise endlich ist die Löwenapotheke. Hier finden wir außer den übrigen Kennzeichen des Dresdner Barockstils besonders an den Brüstungen und über den Fenstern die rechteckigen, an den Ecken in den Linien gebrochenen Füllungen, die fast das ganze 18. Jahrhundert hindurch üblich sind; ebenso typisch sind für den Dresdner Barockstil die beiden flachen Eckpilaster als Träger des Hauptgesimses, wie wir sie z. B. Töpfergasse Nr. 1, Große Meißner Gasse Nr. 2 und 5 finden. Die Kapitelle, die sich stark von denen der Renaissance unterscheiden, sehen fast wie Behänge aus. Bezeichnend sind die hochgestellten Fensterverdachungen, die meist noch eine barocke Kartusche umschließen, sowie das Tor mit Stichbogen und kräftig betontem Schlußstein.

FRIEDRICH AUGUST II.

Friedrich August II., als König von Polen August III. genannt, der 1733 nach dem Tode Augusts des Starken den kursächsischen Thron bestieg, war ein Kunstfreund anderer Art als sein Vater. Er war kein unruhiger schöpferischer Geist, der nur immer an neuen Plänen, an der Umgestaltung ganzer Städte, an umfänglichen Bauten, Anlage von Gärten und an der Anordnung wochenlanger Festlichkeiten Genüge gefunden hätte. Er war mehr Amateur und Kunstsammler, der sich daheim an seinen Kunstschätzen erfreute und sie in jeder Weise zu vermehren suchte.

In dieser Hinsicht verdankt ihm Dresden unendlich viel. Denn der Ruhm Dresdens als Kunststadt stammt vor allem von seinen berühmten Kunstsammlungen, und diese eben hat August III. noch weit großartiger vermehrt und umgestaltet als sein Vater. Unterstützt wurde er dabei in jeder Weise durch seinen Minister

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/172&oldid=- (Version vom 17.2.2023)