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Anteil: „Pöppelmann entwarf den Plan, Bähr hat ohne Zweifel dem Innern seine Gestalt gegeben.“ (Sulze, Dreikönigskirche S. 7.) Im Widerstreit über den innern Ausbau siegte Bähr nach Augusts II. Tode, da seinem Sohne August III. der unbedeutende protestantische Kirchenbau gleichgültig war. So schuf Bähr das Innere zu einem protestantischen Gemeinderaum um, indem er alles, was an die katholische Meßkirche erinnerte, im Grundriß beseitigte. Von Pöppelmann stammt wohl – außer der Lage des Turmes und des Altarplatzes – die Form des Langhauses, mit diesem aber verschmolz Bähr die Form des Kuppelbaues und so erhielt er „das schöne, fest in sich geschlossene Hauptschiff“, in dem die Einheit der Gemeinde klar und zweckmäßig zur Geltung kommt. So ward das Kircheninnere ein Zentralbau in ovaler Anlage mit doppelten Emporen und muldenförmigem Gewölbe auf zehn quadratischen Pfeilern. Die Raumwirkung hat durch die Beseitigung der oberen Emporen im Jahre 1891, als Theodor Fischer und Richard Reuter die Kirche umbauten und besonders die oberen Emporen beseitigte, entschieden noch gewonnen.

Die Kanzel von 1688 und der Altar von 1738, sowie das schöne Altargitter zeigen den Barockstil in verhältnismäßig einfacher Durchbildung, noch weit schlichter ist das Äußere der Kirche; der Turm wurde erst 1854–59 durch Hänel und Marx in edlen Formen vollendet.

Die dritte Kirche, die unter Augusts Regierung in Dresden entstand, die Matthäuskirche in Friedrichstadt, wird Pöppelmann zugeschrieben. Es ist eine schlichte Landkirche, bemerkenswert nur dadurch, daß sie zeigt, wie der Meister des Zwingerhauses sich zu beschränken wußte, wenn es eine einfachere Aufgabe mit geringen Mitteln zu lösen galt. Die Kirche, deren Grundriß ein einfaches Rechteck ist, zeigt nach der Erneuerung von 1863 im Innern auch nicht mehr die Pöppelmannschen Gliederungen. Für den protestantischen Kirchenbau hat sie keine Bedeutung gehabt.

PALAIS UND BÜRGERHÄUSER.

Auch sonst entfaltete sich in Dresden unter Augusts II. Regierung eine überaus reiche Bautätigkeit. Für die Architekten war damals eine wahrhaft goldene Zeit, überall wurde gebaut. Die Großen und die Bürger wetteiferten miteinander, schöne neue massive Häuser zu errichten, und der

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/165&oldid=- (Version vom 17.2.2023)