Seite:Paul Schumann - Dresden.pdf/163

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

hohen Bäumen, deren wir uns heute erfreuen, konnte keine Rede sein. Die Bäume in den Alleen hatten nur eine geringe Höhe, statt ihrer bestimmten niedrige, beschnittene Buchen- oder Buchsbaumhecken und Pyramiden, Kugelbäumchen, hölzerne Laubengänge und ähnliche architektonisch zugeschnittene Anlagen den Haupteindruck des regelmäßigen Gartens, und damit vertrug sich die Fülle von Bildwerken weit eher, zumal da auch Kenntnis der antiken Mythologie als ein Hauptstück der allgemeinen Bildung galt und Allegorien jeder Art jedermann geläufig waren.

Die große Mehrzahl der Standbilder im Großen Garten fiel der Belagerung Dresdens durch die Preußen im Jahre 1760 zum Opfer. Viele wurden zertrümmert oder als Beute hinweggeführt, so die Nachbildungen altrömischer Bildwerke von Permoser und seinem Schüler Paul Heermann, auch viele Arbeiten von François Coudray, den Winckelmann als den begabtesten der damaligen Bildhauer Dresdens bezeichnet. Der Rest der zertrümmerten Kunstwerke, der zunächst an 75 Jahre unbeachtet dalag, wurde 1836 versteigert, ein großer Teil war noch der Erneuerung fähig und kam durch Dresdner Bildhauer in den Besitz kunstsinniger Engländer, die ihre Parks damit schmückten.

KIRCHENBAUTEN.

Schon beim Bau der Frauenkirche konnten wir darauf hinweisen, wie stark König August durch sein Beispiel und durch seinen Willen auch auf das Bauschaffen der Dresdner Bürgerschaft einwirkte. Man ist gewohnt, in August einen rücksichtslosen Übermenschen zu sehen, unter dem sein Stammland Sachsen zugunsten Polens durch Steuern ausgesogen wurde und verarmte. Indes die polnischen Krongüter brachten ihm schon im Jahre 1700 drei Millionen Mark, und diese Erträgnisse stiegen während seiner Regierung sogar auf neun Millionen, eine Summe, über die er frei verfügen konnte und vollauf genügend, um seine Bedürfnisse als König von Polen zu decken. Trotz der großen Ausgaben für den König und die großartigen Feste waren beim Tode Augusts des Starken die Finanzen Sachsens nicht in Unordnung, die Staatsschulden von 12 Millionen Mark verhältnismäßig gering. Das sächsische Volk befand sich unter seinem Regimente, nachdem einmal die Lasten des nordischen Krieges abgeworfen worden waren, verhältnismäßig wohl, trotz der Verschwendung des Hofes, die ihm ja großenteils wieder zugute

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 151. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/163&oldid=- (Version vom 16.2.2023)