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Schicksal der Glashütte, die 1696 in Dresden-Friedrichstadt errichtet wurde und die König August durch Bestellung von gläsernen Servicen, Kron- und Wandleuchtern förderte. Die Glasfabrikation, die seit Kurfürst August in Sachsen heimisch war, nahm zwar dadurch einen höheren Aufschwung, doch wollte die Glashütte nicht recht gedeihen, und auch die Verbindung mit der Spiegelmanufaktur brachte ihr nicht die gewünschte Blüte. Erzeugnisse der sächsischen Glasfabrikation findet man in der Hofkellerei, in dem Historischen Museum und im Kunstgewerbemuseum.

KUNSTAKADEMIE.

Es wäre ein Wunder, wenn ein Mann wie August der Starke nicht auch eine Kunstakademie für wünschenswert erachtet hätte. Schon Johann Georg III. hatte eine Zeichen- und Malerschule unter dem Hofmaler Samuel Bottschildt gegründet, die indes keine Wirksamkeit entfaltete. In der Tat errichtete August der Starke eine solche bereits im Jahre 1697; ihr Direktor wurde der Hofmaler Heinrich Fehling. Näheres über ihre Einrichtung ist indes unbekannt. Sie wurde dann 1705 von neuem als Malerakademie eingerichtet, wobei wiederum Fehling die Leitung erhielt. Wahrscheinlich hat es sich nur um eine Zeichenschule mit einem einzigen Lehrer, nämlich dem Direktor, gehandelt. Nach Fehlings Tode trat an seine Stelle Louis Silvestre, den der König durch Leplat 1715 aus Paris als seinen ersten Hofmaler nach Dresden gezogen hatte. Er eröffnet den Reigen französischer und italienischer Künstler, die länger als ein halbes Jahrhundert die Gunst des sächsischen Hofes genossen. Noch im Jahre 1764 erhielten 37 Künstler Gehalt oder Pension von insgesamt 51 000 Mark, darunter 7 Franzosen und 12 Italiener und 1 Engländer. Silvestre malte ohne besondere Eigenart, aber sehr geschickt in dem glatten Stile seiner Zeit. Seine dekorativen Malereien im Japanischen Palais, im Zwinger oder im Kurländer Palais, seine Gemälde, besonders Bildnisse im Kgl. Schlosse, in der katholischen Hofkirche (Abendmahl von 1750) und in der Galerie sind Werke, die uns noch mehr als Zeugnisse seiner interessanten Zeit denn als Leistungen besonders künstlerischen Könnens fesseln.

Ein zweiter Hofmaler Augusts des Starken war der Ungar Adam Manyocki, den der König 1717 nach Dresden berief. Von ihm stammen einige Bildnisse im Kgl. Schlosse, z.B. das der schönen polnischen Prinzessin Lubomirska.

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/157&oldid=- (Version vom 15.2.2023)