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16. Jahrhunderts ausgehalten hatte, wurde nach 150 Jahren allmählich baufällig. Eine eingehende Untersuchung ergab, daß zwölf Pfeiler an ihrer Festigkeit bedenklich eingebüßt hatten und einer Erneuerung dringlich bedurften. König August wünschte, daß die Brücke möglichst prächtig gestaltet würde. Da indes der Rat der Stadt Dresden erklärte, er sei außerstande, die Brücke zu erneuern, so übernahm der König selbst den Bau, dessen Kosten sich auf 57 000 Taler beliefen. Pöppelmann leitete ihn, offenbar hat er auch den Entwurf geliefert. Die Grundlage der Brücke blieb, aber die Pfeiler wurden verstärkt und die Bogen gefestigt, zugleich wurde die Fahrbahn verbreitert, gepflastert und beträchtlich erhöht, der Fahr- und der Fußverkehr voneinander getrennt. Indem man nach beiden Seiten Kragsteine hinausschob und auf diese balkonartig Platten legte, gewann man die gewünschten Fußsteige. Zugleich wurden die Pfeilerköpfe bis zur Höhe der Fahrbahn aufgemauert. So erhielt man die der Brücke eigentümlichen halbkreisförmigen Austritte auf den Pfeilern, die die zugleich mit Ruhebänken versehen wurden. Die nicht mehr modernen Baulichkeiten auf der Brücke ließ August beseitigen, auch die trotzigen hölzernen Zugbrücken fielen und wurden bis auf eine durch steinerne Bogen ersetzt, die dritte und letzte am Altstädter Ufer fiel 1737, als Augusts des Starken Nachfolger König August III. noch zwei Pfeiler am linken Ufer zuschütten ließ, um Platz für den Bau der katholischen Hofkirche zu gewinnen. Damit hatte dann die Brücke, die fortan nach ihrem Erbauer Augustusbrücke hieß, das Ansehen gewonnen, das sie bis zum Jahre 1907 besaß: sie hatte 18 Pfeiler mit 17 Bogen, war 402 m lang und in der Höhe der Fahrbahn 11 m breit.

August der Starke erließ auch 1730 die noch heute zu Recht bestehende Gangordnung, laut der jeder auf der Brücke rechts zu gehen hat und Lasten auf den Fußgangbahnen nicht getragen werden dürfen. Er ließ ferner das Kruzifix neu vergolden und auf den fünften Pfeiler versetzen, gab ihm auch einen über 6 m hohen felsenartigen Unterbau aus pirnaischem Sandstein, nachdem sich der Plan, dort ein erzenes Standbild des königlichen Erbauers der Brücke aufzurichten, als unausführbar herausgestellt hatte. Endlich ließ der König die Brücke mit dem schmiedeeisernen Geländer versehen und auf jedem Brückenbogen am Geländer eine Laterne anbringen, die in durchbrochener Arbeit den polnischen

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 124. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/136&oldid=- (Version vom 2.2.2023)