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des Kurprinzen mit der Tochter des deutschen Kaisers feierte. Die höfische Sitte der Zeit, bei solcher Gelegenheit ein Prunkbüfett aus silbernen und goldenen Gefäßen aufzustellen, übertrumpfte er durch einen ganzen Büfettsalon, worin seine großartigen Silberschätze, darunter zwölf hohe Prunkleuchter, ein Schwenkkessel mit Löwenköpfen, zahllose Pokale, Gießkannen und Gießbecken, Wasserbecken und Wasserblasen, Vasen, Wandleuchter und andere Stücke in prunkvoller Anordnung aufgestellt waren. Wahrscheinlich waren, wie Sponsel darlegt, unter den silbernen und goldenen Stücken, die größtenteils noch heute im Grünen Gewölbe und in der Hofsilberkammer bewahrt werden, auch schon einzelne große Vasen und kleinere Gefäße aus Porzellan mit aufgestellt.

GRÜNES GEWÖLBE UND HOLLÄNDISCHES PALAIS.

Zweierlei hatte dieser großartige Büfettsalon im Gefolge: die Erneuerung des Grünen Gewölbes und den Umbau des Holländischen Palais. Den Gedanken, jene goldenen und silbernen Geräte dauernd als Schmuck des Büfettsalons im Holländischen Palais zu lassen, gab August wieder auf, dafür ließ er in den Jahren 1721 – 24 im Grünen Gewölbe – der Name kommt zuerst 1638 vor – den Hausschatz der Wettiner in der Weise aufstellen, die das Grüne Gewölbe zu einem Prunkstück der Innendekoration macht. Das Holländische Palais aber bestimmte der König zur Aufstellung seiner gesamten Porzellanschätze. Schon 1722 dachte er an den Umbau, erst 1729 aber begann er. Der König erlebte die Vollendung nicht, erst 1741 wurde der Vorbau fertig. Der erste Pöppelmannsche Bau umfaßte nur den Elbflügel und zwei niedrige Seitengebäude. Jetzt erstand ein vierflügliger Bau, der einen rechteckigen Hof umschließt. Die Oberleitung des Baues hatte Jan de Bodt, der seine Ausbildung als Architekt in Paris unter Mansard erhalten und bereits viele Jahre in preußischem Dienste gestanden hatte; seit 1728 war er im Dienste des Kurfürsten als ,, Generalintendant über alle in Polen und Sachsen befindlichen Zivil-, Fortifikations- und Militärgebäude auch alle Akademien". Die eigentlichen Erbauer aber waren Matthäus Daniel Pöppelmann, der 1733 über dem Bau starb, und Zacharias Longuelune, ehemals Schüler des Pariser Architekten Lepautre. Ein Grundriß Longuelunes von 1722 – in vereinfachter Gestalt – ist dem Bau zugrunde gelegt: der Elbflügel und der Hof mit seinen Arkaden und Japanerhermen

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 119. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/131&oldid=- (Version vom 26.1.2023)