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Abb. 50 Das Alter raubt die Schönheit
Gruppe im Großen Garten von Pietro Balestra

einfach die Gruppe im Palast Farnese zu Rom: das Alter raubt die Schönheit, ein geflügelter Greis eilt flüchtigen Fußes über die Erde dahin und hebt mit kräftigen Armen ein jugendliches Weib empor, das sich vergeblich sträubt. Zu Füßen der beiden verhüllt ein Knabe weinend die Augen.

Das Werk ist ebenso wie sein Gegenstück auf die Gegensätze von Alter und Jugend, Mann und Weib gestellt. Ohne innere Wahrheit anzustreben, begnügt es sich mit lebendigem Umriß und dekorativer Anmut, wie sie heiterer Gartenpracht angemessen erscheinen. Dieser Art sind auch die beiden großen Kentaurengruppen: Eurytus raubt Hippodameia und Nessus raubt Dejaneira, die am Eingang zum Parterre des Palais von der Hauptallee stehen, beide wiederum von Antonio Corradini. Er hat auch die beiden marmornen Prunkvasen mit den Darstellungen der vier Elemente und der vier Erdteile geschaffen, die am Stadteingange des Gartens stehen. Dem Francesco Baratta dagegen gehört der sitzende Herkules an, der durchaus bildnismäßige Züge trägt; nach der Überlieferung ist ein Graf Marcolini dargestellt. Die beiden Gruppen vor dem Palais: Herkules mit dem Knaben Telesphoros (dem kleinen Gott der Genesung) und Silen mit dem Bacchusknaben sind Nachahmungen antiker Werke, vielleicht ebenfalls von Baratta.

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/110&oldid=- (Version vom 25.1.2023)