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vollständig geändert hatte. Endlich wurde damals – nach 1691 – durch das Grüne Tor eine Verbindung zwischen dem großen Schloßhof und dem Platz hinter dem Schloß geschaffen (jetzt hinter der katholischen Hofkirche); das Tor ist ein derb empfundenes barockes Werk mit kriegerischen Emblemen, wahrscheinlich vom Oberlandbaumeister Johann Georg Starke.

DER GROSSE GARTEN.

Gegen Ende seines Lebens begann Johann Georg II. noch ein bedeutendes Werk, das noch heute zu den Zierden Dresdens gehört, er legte den Großen Garten an und erbaute das Palais, das in seiner Mitte steht. Dresden war schon damals eine Gartenstadt. Weit über hundert „Lust- und Küchengärten“ lagen draußen vor den Mauern und gaben den Bürgern, die innerhalb der Festungsmauern ihre Wohnungen, ihre Geschäfte, ihre Amtsstuben hatten, die Möglichkeit sich zu erholen und Früchte zu erbauen. Im Jahre 1676 faßte Johann Georg II. den Plan, „in etwas weiterer Umgebung seiner Residenz" auch einen Waldpark für fürstliche Vergnügungen anzulegen. Der als Gärtner gebildete spätere Oberlandbaumeister Johann Friedrich Karcher führte ihn aus. Die erste Anlage des Jahres 1676 umfaßte nur ein mäßiges Quadrat inmitten der jetzigen Ausdehnung, aber schon ein Jahr darauf wurde der Garten erweitert, und die Nachfolger seines Gründers die Kurfürsten Johann Georg III. und IV., ganz besonders aber Kurfürst Friedrich August I. (August der Starke) sorgten für weitere Ausgestaltung des Gartens. So hatte er um 1720 das Aussehen gewonnen, das er mehr als 100 Jahre behalten hat.

In der Hauptsache war dieser Garten eine Anlage im französischen Gartenstil. Schnurgerade Alleen mit weiten Fernsichten teilten das zuerst kreuzförmige, später rechteckige Gelände in vier Teile, in der Mitte erhob sich wie heute das Palais; vor dem Palais die Rennbahnen für die ritterlichen Spiele des Hofes, zu Seiten zwei Terrassen mit Orangebäumen; weiter sieht man Naturtheater, Irrgarten, Wasserkünste, einen Lustgarten (das ist der Teil, den August der Starke 1719 anlegen ließ), jenseits des Teiches einen sogenannten Venustempel, d. i. ein oben offenes Lusthäuschen, und weiter hinaus die beiden Torsäulen (Orthostaten) mit den Sandsteingruppen – Adonis, Venus und Amor, und Meleager mit seinem Hund, wie er der Atalante den Kopf des kalydonischen Ebers überreicht – die noch heute das südöstliche Ende des Gartens bezeichnen.

Empfohlene Zitierweise:
Paul Schumann (1855-1927): Dresden. Berühmte Kunststätten, Band 46, 1. Auflage. E.A. Seemann, Leipzig 1909, Seite 90. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Paul_Schumann_-_Dresden.pdf/102&oldid=- (Version vom 25.1.2023)