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sehr vornehme Städte / als am Rhodano Lyon / Wien / (so die Hauptstadt vor Zeiten der Allobrogen gewesen /) und Valentz; an der Isar aber Roman / und Grenoble / und beym Gebürg unser vorhabende Stadt Chambery, gelegn seyn; in welcher bey den Franciscanern / oder Cordeliers, der berühmte Jurist Antonius Faber, ruhet / der allhie zu Chambery, im Parlament / oder Cammergericht deß gantzen Landes / Präsident gewest ist / welchem der Herr von Montoux succedirt, den Hertzog von Savoia vor diesem zu den Unirten Fürsten in Teutschland geschickt hat. Das Schloß allhie hat von aussen ein feines Ansehen / und einen schönen Garten; aber sonsten soll es innwendig schlecht seyn. Was darinn zu lesen / das hat Abraham Gölnizius in Ulysse Belgico-Gallico, pag. 404. seq. Es ist nahend Chambery ein Brunnen / welches Wasser / wie der Oceanus 6. Stunden laufft / und 6. Stunden aussen bleibt / und gantz trucken wird / sonsten aber 3. oder 4. Mühlen / so herumb stehen / treibet; wie Pedro Cornejo en Compendio de la Liga Francesa, am 20. Blat berichtet. Der Autor deß Buchs / le voyage de France beschreibet diese Stadt / am 219. Blat / also; daß Sie habe 3. grosse wolgebaute Vorstädte / und viel Brunnen von lebendigem Wasser / die durch Teucheln an unterschiedliche Theil der Stadt außgetheilet werden. Man sehe allda viel schöne Kirchen / und Clöster / auch ein Jesuiter Collegium, sampt einem prächtigen Tempel / so der Hertzog Carolus Emanuel von Savoia habe erbauen lassen. Im Schloß seye die heilige Capell zu sehen / deren Gebäu aber noch nicht gar vollendet. Der Dechant deß Capitels allhie / zu Chambery / seye das Haupt der Geistlichen von Saux, unter dem Bischoff von Grenoble im Delphinat / dessen Bischoflicher Bezirck auff 4. Dechaneyen bestehe / darunter die Savoyische eine seye. Sihe ein mehrers von dieser Stadt (die Anno ein tausend sechs hundert und dreyssig / den 14. May / die Frantzosen eingenommen haben) in meinem Itinerario Germaniae, part. 1. cap. 11. und in dem Itinerario Galliae cap. 5.

Es gräntzet besagtes Hertzogthumb Savoye / von Mitternacht / mit den Landschafften von Vaux, und Gez / (so vorhin auch Savoyisch gewesen / jtzt aber Franckreichisch seyn /) und dem Genffer See; vom Morgen / mit Piedmont; vom Abend / und Mittag / mit der Rosne, oder Rhodano; und dem Delphinat. Hat in der Länge 60. und in der Breite 45. Frantzösische Meylen; wie ein Frantzösischer Autor berichtet. Ist ein bergicht Land / das aber auch seine Geträid; und guten Wein tragende Hügel / und Thäler / hat; Aber das hohe Gebürg ist unfruchtbar / und mit Schnee bedeckt; und verursachet die grosse Kälte der darvon herkommenden Wasser die Kröpffe an den Leuthen. Der besagte Genffer See reichet gar gute Fisch / in grosser Menge dar. In dem Mittägigen Theil / auff den Seiten von Maurienne, val d’Este, und Canaues, wächset Saffran. In den Wäldern / und auff dem Gebürg / gibt es herrliches Wildprät. Man sihet da weisse Haasen / und Rebhüner. Von schönen Schiffer- und Marmorsteinen / hat es die Menge. Es hat einer den Savoyischen Fürstl. Stammen kurtz verfast / und dem Herrn Bernardino Parpalea; Bastiae Comiti, Status Consiliario, und deß Hertzogen von Savoia / bey den Venedigern Oratori, dedicirt, welcher durch 30. gradus biß auff den Anno 1630. verstorbenen Hertzog Carl Emanueln / gehet; nemlich also: 1. Sigueardus, Hertzog in Sachsen / im Jahr Christi 636. 2. Theodoricus, der ander König in Sachsen / An. 690. 3. Vernechinus, Dux Angariae Sburgi, An. 734. 4. Vitichindus M. der letzte König in Sachsen / An. 758. 5. Vigebertus, Hertzog in Sachsen / Anno 820. von dessen Brüdern / Vitichindo, dem Jüngern / die Grafen von Wettin / und die Marggrafen zu Meissen / herkommen. 6. Lutolfus, Hertzog in Sachsen / A. 840. von dessen Brudern Valberto, Hertzogen zu Engeren / die Marggrafen zu Montferrat entsprossen seyn. 7. Otto / Hertzog zu Sachsen Anno 880. 8. Käyser Henricus Auceps, A. 918. 9. Käyser Otto der Erste / Anno 937. 10. Käyser Otto der Erste / Anno 937. 10. Käyser Otto II. Anno 973. 11. Hugo, Hertzog zu Sachsen / Anno. 978. 12. Beroldus Legatus Imperij, Prorex Arelat. Allobrogum, Sabaudiae Princeps, oder deß Reichs Gesandter / Stadthalter im Königreich Arelat / der Allobrogen / und Savoyer Fürst / Anno 991. 13. Umbertus, Graf von Savoye; und Maurienne, Marggraf von Segusien,

Empfohlene Zitierweise:
Matthäus Merian: Topographia Palatinatus Rheni. Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Mayn 1645, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Palatinatus_Rheni_(Merian)_242.jpg&oldid=- (Version vom 30.9.2022)