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Hier berührte sich mein Gedankengang mit dem der englischen Empiristen, um jedoch bald in eine Opposition gegen dieselben umzuschlagen. Was Baco von Verulam betrifft, scheint er mir ein höchst beredter Ankläger – aber eben nur ein Ankläger – der menschlichen Sprache zu sein. In seiner bekannten Einteilung der Irrtümer unseres Verstandes fällt das Hauptgewicht auf die dritte Klasse derselben (»idola fori«), auf die Irrtümer, die aus dem Gebrauche der Worte entstehen. So hochbedeutsam auch sein Ankämpfen gegen alle unfruchtbare scholastische Wortphilosophie sein mag, war es ihm doch nicht daran gelegen, eine eingehende Untersuchung aller jener Gefahren zu liefern, die aus dem Gebrauche der Worte für den menschlichen Verstand erwachsen. Es ist gewiß seinem Einflusse zuzuschreiben, wenn Locke das dritte Buch seines Versuches über den menschlichen Verstand ganz der Untersuchung der Worte widmet und nicht müde wird, die verschiedensten Mißhelligkeiten zu besprechen, die aus dem »Mißbrauch« der Worte entstehen. So fein aber auch seine einzelnen Bemerkungen über die Verwirrung, die aus dem Gebrauche der Worte hervorgehen, sein mögen: so ist es doch nicht die Art dieses biederen Denkers, die Quelle aufzudecken, aus der alle innere Verwirrung des Denkens durch die Sprache entspringt. Schließlich weiß er doch nichts anderes, als uns den praktischen Rat zu erteilen, daß wir bestrebt sein mögen, in unserem Denken die Worte beiseite zu schieben und auf die ihnen zu Grunde liegenden Vorstellungen zu achten: ein Ratschlag, der, wie der geistreiche Berkeley polemisch gegen Locke bemerkt, selbst von denjenigen nicht befolgt wird, die ihn am nachdrücklichsten anempfehlen (»Abhandlung über die Prinzipien der menschlichen Erkenntnis«, Einleitung XXIII).

Es ist ein großes und in der neuesten deutschen Philosophie vielfach anerkanntes Verdienst Berkeleys, daß er an


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Menyhért Palágyi: Neue Theorie des Raumes und der Zeit. Wilhelm Engelmann, Leipzig 1901, Seite IV. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PalagyiRaumzeit.djvu/4&oldid=- (Version vom 1.8.2018)