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Annahme in Bezug auf den Raum muß auch als eine phantastische Hypothese in Bezug auf die Zeit darstellbar sein (und vice-versa).

Setzen wir aber den Radius jenes Kugelraumes = ∞, und denken ihn um eine unendlich entfernte Achse in sich selbst rotierend, so werden die Parallelkreise, welche die Zeitlinien darstellen, unendlich groß, und wir kehren dadurch zu den geraden Zeitlinien unserer Begriffskonstruktion eines fließenden Raumes zurück. Diese Begriffskonstruktion ist also in Übereinstimmung mit der Annahme von der Unendlichkeit des Weltenraumes.

Zum Schlusse dieses Kapitels will ich nur bemerken, daß phantastische Annahmen bloß den Zweck verfolgen dürfen, uns zur Erkenntnis des Thatsächlichen zurückzuführen. Je energischer wir es versuchen, die Erscheinungswelt anders vorzustellen als sie sich darbietet, desto heftiger prallt unser Denken von den Thatsachen ab, und desto eindringlicher werden wir auf die wirklichen Verhältnisse der Dinge aufmerksam gemacht. Ich kehre also im nächsten Kapitel zu einer exakten Ausbildung des Begriffes vom fließenden Raume zurück.

V. Dimensionen im fließenden Raume.

§ 12. Der Zeitstrom liefert den Typus einer Dimension.

In der alten, zwiespältigen Auffassung von Raum und Zeit ist der Begriff der Dimension mit einer Unklarheit behaftet, die daraus entspringt, daß man den Begriff rein räumlich faßt, und man sich nicht genügend darauf besinnt, daß der Raumbegriff nicht ohne Mitwirkung des Zeitbegriffes gebildet werden kann. Man denkt sich gemeinhin eine Dimension durch eine gerade Linie, als den Träger einer


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Menyhért Palágyi: Neue Theorie des Raumes und der Zeit. Wilhelm Engelmann, Leipzig 1901, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PalagyiRaumzeit.djvu/34&oldid=- (Version vom 1.8.2018)