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kann ihre beiderseitige Bedeutung klarlegen. Eine abgesonderte Untersuchung der zwei Begriffe muß notwendigerweise zu bloßen scholastischen Spitzfindigkeiten führen, weil sie einerseits die gegenseitige Abhängigkeit der beiden Begriffe in künstlicher oder unbewußter Weise verhüllen muß, andererseits aber der allgemeinen Thatsache nicht Rechnung trägt, daß in jeder wirklichen Wahrnehmung von sinnlichen Erscheinungen die räumliche und die zeitliche Bestimmtheit in notwendigem Vereine miteinander auftreten.

Erfahrung und Logik fordern also mit gleicher Entschiedenheit, daß wir vor allem mit möglichster Klarheit festsetzen, in welcher Weise sich die Begriffe von Raum und Zeit wechselseitig durchdringen.

II. Einheit und Dualität des Raumes und der Zeit.

§ 4. Der Zeitpunkt und der Weltraum.

Um das Hineingreifen des Zeitbegriffes in den Raumbegriff zu untersuchen, erscheint es zweckmäßig, ein elementares Intervall der Zeit mit dem Raume in Verbindung zu setzen. Es bleibt dem Leser dabei freigestellt, unter dem elementaren Zeitintervall einen mathematischen Zeitpunkt von der Größe = 0, oder aber eine äußerst kleine Zeitstrecke, die sich der 0 beliebig annähert, zu verstehen. Ich muß diese Wahl freigeben, weil eine Diskussion der Frage, ob der Begriff eines mathematischen Zeitpunktes ein berechtigter, d. h. ob ein ausdehnungsloser Zeitmoment thatsächlich denkbar sei, mich von meinem Gegenstande ablenken würde. Für die Ergebnisse dieser Untersuchung wird es übrigens gleichgültig sein, für welche der bezeichneten zwei Bedeutungen man sich immer entscheiden möge. Ich für


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Menyhért Palágyi: Neue Theorie des Raumes und der Zeit. Wilhelm Engelmann, Leipzig 1901, Seite 5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:PalagyiRaumzeit.djvu/17&oldid=- (Version vom 1.8.2018)