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Versteinerung kann dieser Mangel unmöglich von der Entfernung der äusseren Schichte der Schale herrühren. Es hat nämlich Agassiz gefunden, dass bei allen fossilen Crustaceen mit der äusseren Schichte der Schale sich die Wärzchen, Höcker, und bei den Trilobiten selbst die Augen abheben, und die zurückbleibende Schichte, welche leicht für die eigentliche Oberfläche der Schale gehalten werden könnte, sich ohne diese Erhabenheiten darstellt. Auf die Versteinerung von Saarbrücken findet dies keine Anwendung, weil selbst die Stellen, die aus Steinkern bestehen, noch die feinsten Wärzchen wiedergeben, und namentlich das Kopfschild aufs deutlichste bewarzt ist; auch ergiebt sich an anderen Eurypteren, dass die Stellen, welche die Augen einnehmen, sich selbst noch an den Steinkernen erkennen lassen. Der Mangel aber der Augen wird die Errichtung einer besonderen Gattung für den Eurypterus von Saarbrücken rechtfertigen.

Ueber die Stellung, welche die Euryptern im System einzunehmen haben, ist man noch nicht einig. Nachdem Prof. Mitchill (Amer. monthly magazine III, p. 291) den Eurypterus für einen Fisch aus dem Geschlechte Silurus verkannt hatte, wies Dekay (a. a. O.) nach, dass das Thier ein Crustacee sey, und brachte es in die Ordnung der Branchipoden, dem Harlan (a. a. O.) beipflichtet. Milne Edwards dagegen glaubt, dass Eurypterus den Uebergang von den Branchipoden-Gattungen Pontia und Cyclops zu den Isopoden vermittele. Nach Bronn (Lethaea I, S. 109) gehört der Eurypterus zu den Branchiopoden, und ist als ein Bindeglied mit den Trilobiten zu betrachten. Römer (a. a. O. S. 193) hält das Thier näher mit Limulus, also mit den Poecilopoden, als mit irgend einer anderen Abtheilung der Crustaceen verwandt, und billigt die Errichtung einer eigenen Familie, welche Burmeister als die Familie der Eurypteriden mit den Trilobiten unter der von Dalmen eingefürten Benennung der Palaeaden zusammenfasst. Wir glauben indess, dass diese Palaeaden nicht für strenge Entomostraceen gelten können, und dass sie mit Organen versehen waren, welche den Malacostraceen zustehen, wie diess bereits Milne Edwards durch Annahme eines Uebergangs der Euryptern zu den Isopoden angedeutet hat.


Chonionotus lithanthracis Jord.
Taf. II. Fig. 3.

Dieses einzige, von Jordan im Jahre 1852 im Eisenbahnschachte bei Jägersfreude aufgefundene Exemplar liegt, in Schwefelkies umgewandelt, theilweise noch auf einer Alethopteris aquilina Göpp. in einem sandigen Thoneisenstein von schwärzlich-grauer Farbe. Es ist davon nur ein Stück von 0,014 Länge überliefert, welches aus fünf gleichförmigen Gliedern oder Segmenten besteht, die noch zusammenhängen. In der Mitte eines jeden Segmentes liegen zwei stärkere Warzen mit etwas eingedrückter Spitze nebeneinander, und von diesen Warzen nach aussen ist das im Ganzen schwach gewölbte Segment etwas eingedrückt. Weiter nach aussen bemerkt man noch ein sehr kleines Wärzchen. Im jetzigen Zustande besitzen die Segmente nicht über 0,008 Breite. Man erkennt indess an der einen Seite deutlich, dass sie sich weiter nach aussen ausgedehnt haben mussten, wobei sie, wie es scheint, nicht schmäler wurden.

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Wilhelm Dunker, Hermann von Meyer (Hrsg.): Palaeontographica. 4. Band. Theodor Fischer, Kassel 1856, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Palaeontographica_04.djvu/20&oldid=- (Version vom 1.8.2018)