Seite:Palaeontographica 04.djvu/19

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

devonischen Grauwackenschiefer in Podolien her, und soll sich durch vierseitige Augenhöhlen auszeichnen, wobei der eigentliche Augapfel rund erscheinen würde, während in der Amerikanischen Species die Augen mehr halbmondförmig gestaltet sind. Fischer führt vom Abdomen an, dass es aus 12 Gliedern oder Segmenten zusammengesetzt sey. Da jedoch das äusserste Ende nicht überliefert ist, so liesse sich vermuthen, dass die für die Amerikanische Species auf zwölf festgesetzte Gliederzahl hier überschritten würde, was man auch nach der Abbildung glauben sollte. Die vorderen sieben Segmente sind kürzer, hinten fein canelirt, und aussen mit einem zahnartigen Fortsatz versehen; die hinteren Glieder werden schmäler und länger. Das Exemplar misst noch nicht die halbe Grösse von dem, welches Dekay von der Amerikanischen Species beschreibt, und ist daher merklich kleiner als die Versteinerung von Saarbrücken, von der es sich wieder hauptsächlich durch die Gegenwart von Augen unterscheidet.

Die devonischen Euryptern besitzen sonach keine weitere Aehnlichkeit mit der Versteinerung von Saarbrücken. Ungleich wichtiger für unsere Untersuchungen ist es, dass die Euryptern sich bereits in der Steinkohlenformation gefunden haben, nämlich in dem dieser Formation angehörigen Süsswasserkalk von Kirkton bei Bathgate in Schottland, der mit dem durch den Megalichthys berühmt gewordenen Kalke von Bourdiehouse übereinstimmt. Es rühren daraus Ueberreste von mehreren Exemplaren eines grösseren Thiers her, das Scouler (Edinb. Journal of Natural and Geographical Science III [1831], p. 352, t. 10) einem eigenen Genus, Eidothea, beilegt, jedoch nachmals von Hippert (Transactions of the Royal Society of Edinburgh XIII, p. 280, t. 12, f. 1–5) nur als eine besondere Species von Eurypterus, E. Scouleri, bestimmt wurde. Dieses Thier ist von den bisher betrachteten Euryptern auffallend verschieden. Zunächst zeichnet es sich durch Grösse aus, da seine Länge nicht ohne Grund zu mehr als 11/2 Fuss veranschlagt wird. Das Kopfschild allein misst 1/2 Fuss. Dieses Schild ist dabei mehr gerundet, zwischen den Augen erheben sich zwei Fortsätze, und in dem Winkel, den diese bilden, liegt ein centraler Hübel. Hinter den Augen ist das Kopfschild mit kleinen stachelförmigen Hübeln besetzt, welche auch wenigstens den vorderen Segmenten zugestanden haben. Die Mangelhaftigkeit der Abbildungen gestattet nicht, die Vergleichung weiter durchzuführen. Am wenigsten ist von den mittleren Segmenten überliefert, wogegen die hintere Strecke des Abdomens mehrmals vorliegt. Aus dieser ist ersichtlich, dass sie nicht so schmal, wie in den Amerikanischen Euryptern, sondern stumpf konisch geformt war, und dass die hinteren Segmente sich nicht auffallend verlängerten. Ueber die Zahl der Segmente und die Beschaffenheit der Füsse war nichts zu ermitteln. Der Eurypterus der Steinkohlenformation von Saarbrücken gleicht daher weit mehr den devonischen Eurypteren, welche bis jetzt aus beiden Erdhälften vorliegen, als dem gleichalterlichen Schottland’s, der füglich in ein eigenes Genus gebracht werden könnte, aber nicht wohl wieder unter dem Namen Eidothea, da dieser bereits vor Scouler durch Risso für ein Molluskengenus vergeben war.

Mehr ist von verwandten Geschöpfen nicht aufgefunden. Die Saarbrücker Versteinerung würde hienach zur Familie der Euryptern gehören, sich aber von allen bekannten durch den Mangel an Augen auf dem Kopfschilde auszeichnen. Bei den Trilobiten kommen ähnliche Fälle vor. Auch bei Halicyne Myr. (Palaeontographica I, S. 134, t. 19, f. 20–28), einem Entomostracee aus dem dolomitischen Muschelkalk von Rottweil, das noch mehr zu Limulus hinneigen würde, fällt der Mangel an Augen auf dem Kopfschilde auf. Gänzlicher Mangel an Augen kommt selbst bei lebenden Crustaceen vor. Bei der Saarbrücker

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Dunker, Hermann von Meyer (Hrsg.): Palaeontographica. 4. Band. Theodor Fischer, Kassel 1856, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Palaeontographica_04.djvu/19&oldid=- (Version vom 1.8.2018)