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dunkel aschgraue oder braungraue Farbe, wie das Gestein, besitzen. Das Glühen ist indess von dem Nachtheil begleitet, dass die kalkige Schale jetzt leichter sich ablöst, und dieselbe Sprünge erhält, bei denen es bisweilen schwer fällt, die Grenzen der Gliederung eines Organs mit Sicherheit zu verfolgen. Diesem Nachtheil wird nur theilweise durch die grössere Menge von Exemplaren abgeholfen, welche für die Untersuchungen über dieses Thier geboten sind.

Inzwischen hat Herr Hofrath Bronn (a. a. O.) dieselbe Species bei Sulzbach im Murchthal in einem fast schwarzen, hart klingenden und dünne spaltbaren Schiefer nachgewiesen, der unten das Roth-Liegende einschiesst, und für den es jetzt keinem Zweifel mehr unterliegen wird, dass er der Steinkohlenformation angehört. Hier, wie zu Lebach, findet sich der Gampsonyx mit der kleinen Posidonomya tenella Jord. zusammen vor. Es waren aber auch die Sulzbacher Exemplare von Gampsonyx nicht geeignet, dem gründlichen Bronn vollständigeren Aufschluss über die Organisation dieses Crustacees zu gewähren, den er nur vom reichen Material der Jordan’schen Sammlung erwartet. Was dieses Material bietet, soll nunmehr dargelegt werden.

Der Gampsonyx erscheint auf der Ablösungsfläche des Gesteins in den verschiedensten Lagen, namentlich mit der reinen Bauch-, Rücken- und Seitenlage; in den beiden ersten Fällen ist der Körper gerade gestreckt, im letzteren Fall gewöhnlich stärker oder weniger stark bogenförmig gekrümmt, wobei indess die hinteren Ringe mit dem Endtheil an der Krümmung nicht Theil nehmen, und gerade gestreckt erscheinen. Die Fähigkeit sich einzurollen würde hienach dem Thier abgegangen seyn. Der Erhaltungszustand ist ebenfalls verschieden. Einige Exemplare kamen vollständig zur Ablagerung, an anderen fehlten die Füsse, bisweilen sind die einzelnen Theile verschoben, was auf eine theilweise Auflösung schliessen lässt, die deutlicher an den im Gestein vereinzelt umherliegenden Theilen des Thiers sich kund giebt. Hienach scheint es, als ob die meisten dieser Thiere keines gewaltsamen Todes gestorben, vielmehr in verschiedenen Graden der Auflösung zur Ablagerung gekommen wären.

Die Grösse, mit der sich das Thier darstellt, ist ebenfalls sehr verschieden. Abgesehen von den Fühlern und den Trägern ihrer Fäden, sowie von dem gewöhnlich auch nach vorn ausgestreckten ersten Paar Füsse, jedoch mit Inbegriff der Flosse am hinteren Ende des Körpers, erreichen die grösseren Exemplare 0,0255 Meter Länge. Von dieser Grösse finden sie sich abwärts bis zu 0,004 und wohl noch kleiner, wobei eine deutliche Unterscheidung der einzelnen Körpertheile immer schwerer fällt. Bisweilen tritt in der Nähe eines grossen Exemplars eine Anzahl kleiner auf, und auf einer Platte von nur 4 Quadratzoll liegen wenigstens 14 mehr oder weniger vollständige Exemplare durcheinander, worunter sich ein grosses durch gute Erhaltung auszeichnet.

Am schwersten fällt es, genaue Angaben über die Beschaffenheit des Kopfes zu machen; es lässt sich von ihm nur sagen, dass er nicht breiter war, als die Ringe, welche ihm folgen, dass er sich nach vorn verschmälerte, und dass seine Länge die Länge von 2–3 gewöhnlichen Ringen gemessen haben wird; er war daher, wie wir sehen werden, nicht länger als das Endglied des Thiers.

Die Augen konnten nicht auf einem langen Stiel gesessen haben, sie scheinen aber beweglich gewesen zu seyn und in Höhlen gelegen zu haben. An dem Taf. I. Fig. 1 bei 10facher Vergrösserung

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Wilhelm Dunker, Hermann von Meyer (Hrsg.): Palaeontographica. 4. Band. Theodor Fischer, Kassel 1856, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Palaeontographica_04.djvu/10&oldid=- (Version vom 1.8.2018)