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dem Hute tragen, selbst bei der heiligen Messe auf, indes andere ihr sonst geflochtenes Haar auflösen und fliegen lassen, besonders wenn sie beichten wollen. Solche, die ihr Haar in seidene Netze schlagen, nehmen diese selbst bei der Wandlung nicht ab.

Die folgende Nacht traf uns in der hübsch gebauten Stadt St Lukas (Sanlúcar) am Ufer des Meeres. Diese Stadt besitzt einen Hafen, mehrere Klöster und ein Kolleg der Jesuiten, wie wir leider zu spät erfuhren. Hier fließt der Guadalquivir dem Meere zu. Wir blieben, weil wir den folgenden Tag über ihn setzen mußten, an seinem Ufer, bestiegen morgens mit unsern Pferden ein breites niederes Schiff und ruderten ganz sanft an das jenseitige Ufer. Zu Xeres de la Frontera, einer hübschen Stadt, die von vielen Adeligen bewohnt wird, hielten wir auf einer steinernen Brücke unser Mittagsmahl, genossen Käse, weißes Brot und trefflichen Wein. Sodann eilten wir durch viele Olivengärten nach Puerto de Santa Maria. Ein großes Gebäude, die Herberge der Missionäre[1], nahm uns freundlich auf. Vier Jesuiten unter einem Vorsteher lebten hier. Er war ein alter Mann von spanischer Abkunft, aber zu Quito in Amerika geboren. Noch immer hing er mit Liebe an seinem Vaterlande und freute sich, als Leiter eines Hauses leben zu können, das Männer aufzunehmen hatte, die in seine unvergeßliche Heimat pilgerten. Vier Tage weilten wir hier, Zeit genug, um einige Bemerkungen zu machen.

Puerto de Santa Maria ist eine von den größeren und schöneren Städten Andalusiens; sie liegt dem berühmten Cádiz gegenüber und wird durch den Hafen von diesem Sitze des Handels getrennt. Mitten zwischen diesen beiden Städten werfen oft mehr als dreihundert Schiffe Anker. Von den Fenstern unserer Herberge genoß ich den Ausblick auf das Treiben am Hafen. Täglich sah ich Schiffe aus- und einlaufen. Jedes Schiff, besonders jedes spanische, muß durch einen Kanonenschuß einen Wegweiser oder Lotsen begehren, den man „Praktikus“ heißt. Dieser begibt sich alsogleich zu dem Ankömmling, besteigt das Verdeck, stellt sich an die Magnetnadel, befiehlt den Matrosen, als wäre er Kapitän und steuert das Schiff in den Hafen. Hat er Unglück, so haftet er für den


  1. Über diese Missionshospize siehe Huonder, Deutsche Jesuitenmissionäre 35 f.