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um uns in die Mitte unserer Ordensbrüder zu bringen. Der Kapitän mahnte uns, nicht lange fortzubleiben, weil er, sobald der Wind günstig sei, die Anker lichten wolle.

Mit einem Gefühle, das ich zu beschreiben nicht imstande bin, betraten wir die Stadt. Die Leute versammelten sich um uns, küßten das Kreuz, das jeder von uns an der Seite hängen hatte, und begleiteten uns ins Kolleg, in dem uns die Jesuiten liebevoll aufnahmen. Es war schon 12 Uhr vorbei; weil wir aber so lange keine heilige Messe gelesen hatten, traten wir noch zum Altare und brachten Gott unser Dankopfer für die glückliche Landung dar. Dann gingen wir zu Tische und kehrten erst am Abend aufs Schiff zurück, begleitet von einer Barke, welche die Freigebigkeit unserer Brüder mit Lebensmitteln gefüllt hatte. Wir verehrten einiges davon unserem wackern Kapitän und fuhren täglich des Morgens in die Stadt, bis zum 22. März.

Der Hafen, ein Werk der Kunst, ist klein, nur für zwanzig Handelsschiffe hinreichend; größere, wie das unsere, müssen drei- oder vierhundert Schritte vor dem Hafen ankern. Derselbe wird fleissig vom Schlamme gereinigt und ist von einer Mauer umschlossen, die auf Steinklippen ruht und einen Leuchtturm hat. Gleich am Hafen schaut ein altes maurisches Kastell von einem Felsblock herab ins Meer. Die kleine Stadt zeigt keine hohen Gebäude; ihre Bewohner erscheinen sonnenverbrannt. Der hiesige Bischof waltet als edler Hirte seines Amtes; täglich konnten wir beim Vorübergehen an seiner Wohnung über hundert Arme sehen, denen er Almosen reichen ließ. An der Außenseite der großen und prächtigen Kathedrale wurde noch gearbeitet. Die Kirche der Jesuiten ist rund, ringsum mit Chören versehen.

Es war eben die Fastenzeit. Während dieser Zeit wird in ganz Spanien am Mittwoch und Freitag eine halbstündige Predigt gehalten, die sie exemplo nennen. Am Sonntag wird nachmittags eine Stunde lang gepredigt, und zwar über einen Zug aus der biblischen Geschichte. So hörte ich einen Priester, der die Geschichte des Moses auf die verschiedenen Sonntage verteilte. Am Mittwoch und Freitag verlassen die Frauen nach der Predigt die Kirche; diese wird geschlossen, die Vorhänge vor die Fenster gezogen; der Psalm Miserere wird unter musikalischer Begleitung abgesungen und fordert die Männer auf, sich zu geißeln.