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Mittelalter nach dem benachbarten Dorfe Plauen als Plauener Stein bezeichnet worden war, ein Name, der in späteren Ur­kunden als Plaunerstein, Planerstein und schließlich als Plänerstein erschien und in der letzten Form allgemeine Ver­breitung und wissenschaftliche Geltung erlangt hatte. Mit diesem Nachweise habe ich dem trefflichen Lehrer, in dessen Wissenschaft ich es nur zu mäßigen Kenntnissen gebracht, auf seinem eigensten Gebiete doch noch eine Freude gemacht. Ich übergab die kleine Entdeckung den Jahresberichten der Gesellschaft Isis zur Veröffentlichung, und von da ging sie in Grimms Wörterbuch über. So ward ich, wenn auch nur für eine Minute, Mitarbeiter an dem Werke, das mich einst als jungen Advokatenschreiber den ersten Blick in die reichen Werkstätten der Wissenschaft hatte tun lassen. In angenehmer Erinnerung habe ich Engelhardts geologische und botanische Ausflüge behalten, sie waren mir mehr als bloße Unterbrechungen der sitzenden Lebensweise. Während beim Klassenunterricht viele Stücke als bloße Namen aus dem Buche der Schöpfung in der Luft schwebten, oder als leblose Trockenkörper aus den Totenkammern der Naturaliensammlung von Bank zu Bank wanderten, hatten sie draußen in ihrer natürlichen Umwelt Gestalt und Seele und schlossen sich zu eindrucksvollen Bildern lebendiger Wirklichkeit zusammen.

Für das Fach der Chemie hatten wir einen besonderen Lehrer. Auch die von diesem veranstalteten Besichtigungen großer Fabrikanlagen boten viel Belehrendes. Bei einem Besuche der Muldener Hütten sahen wir das grün schillernde Arsenik, dessen Genuß bekanntlich schön machen soll, ver­führerisch in ganzen Haufen aufgeschichtet liegen. Einige von der Natur nicht verschwenderisch bedachte Kameraden steckten sich ein Stück davon ein, ich habe aber nachher nicht bemerkt, daß sie schöner an Körper, geschweige denn an Geist geworden wären. Der Jünger Kolbes war ein Mann von jugendfreundlichem Sinn, aber fragwürdigem wissenschaftlichen Streben;

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Otto Richter: Lehrjahre eines Kopfarbeiters. Verlag der Buchdruckerei der Wilhelm und Bertha von Baensch Stiftung, Dresden 1925, Seite 18. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Otto_Richter_Lehrjahre_eines_Kopfarbeiters.pdf/26&oldid=- (Version vom 21.6.2024)