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der Räubereien, vom zwölften bis funfzehnten Jahrhundert, und nur wenige dem sechzehnten Jahrhundert. – Die jüngste der hier aufgenommenen Volks-Sagen: Ehrlich währt am längsten! unterscheidet sich, theils durch den mehr prosaischen Vortrag, der die spätern Bildungs-Perioden auszeichnet; und die Abnahme der glühenden Phantasie, welche in vielen ältern Volks-Sagen athmet, theils in Absicht des Inhalts, der auf umgeänderte Volks-Stimmung hindeutet. Hier ist kein Rückblick mehr auf gewaltsame Unterdrückung der untern Volks-Klassen, hier kein Burgverließ, keine schauder-erregende Raubhöle, hier kein Zauberer, kein verkörperter Halbgeist, hier weder Riese noch Zwerg. Die auftretenden Personen sind gewöhnliche Menschen, wie wir sie jetzt finden, einige Nüanzierungen abgerechnet. Die Annäherung der Stände ist schon überall bemerkbar. Das Volk kennt schon, aus längerer Erfahrung, eignen Lebensgenuß und häusliche Freuden; und das Kolorit ist merklich heller. – Aus dergleichen

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Johann Karl Christoph Nachtigal: Volcks-Sagen. Wilmans, Bremen 1800, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Otmar_Volcks-Sagen.pdf/69&oldid=- (Version vom 1.8.2018)