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die Hauptgegenstände sind, welche die Aufmerksamkeit der Landesbewohner spannen; muß nicht der Anstrich der dort gebildeten Volkssagen schwarz und grausend seyn? Mußte er es nicht in den Ländern seyn, wo man in dämmernden Hölen unverstandne Orakel erflehte, oder da, wo man Tempel von Menschenknochen aufthürmte, wo Priester Tausende ihrer Mitbrüder zu Schlachtopfern fordern konnten, durch den Ausruf: Die Götter dürsten! – Was für Volkssagen kann man da erwarten, wo seit Jahrhunderten die gewöhnliche Unterhaltung nur Mord und Gewaltthat betrift, oder Klagen über tief empfundene Unterdrückung! welche in Zeiten erwarten, wo der Enkel sich noch lebhaft an die Erzählungen der Voreltern erinnert, wie Bären und Wölfe Kinder und Weiber aus den Häusern fortschleppten, oder in Wäldern zerrissen, oder, wie Schaaren von Räubern aus Hölen und Burgen herabstürzten, die Erndten verwüsteten, die Weiber mißhandelten, und die Reisenden beraubten und mordeten!

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Johann Karl Christoph Nachtigal: Volcks-Sagen. Wilmans, Bremen 1800, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Otmar_Volcks-Sagen.pdf/14&oldid=- (Version vom 1.8.2018)