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Diese Schilderung ist aus Klosternachrichten gezogen. Götz von Berlichingen nennt aber in seiner selbst geschriebenen Lebensbeschreibung seine Theilnahme am Bauernkriege „widerwillig geleistete Dienste.“ Es scheint, dass ihm solche Vorwürfe zu Ohren gekommen, wie sie ihm jene Klosternachrichten bei dieser Gelegenheit machen. Denn er sagt darüber: „Ich weiss nichts, das ich gethan hab, denn dass ich manchen Chur- und Fürsten, Geistlichen und Weltlichen, auch Grafen, Herren und Rittern und Knechten, hohen und niedern Standes, grossen merklichen Schaden, so viel nur möglich gewest, verhüt hab.… Und kann mir auch keiner, er sei, wer er will, uflegen, dass ich je einem eines Nestels werth genommen, entwendt oder begehrt hab.… Und ist auch die Wahrheit, dass der Abt und das Convent zu Amorbach den Hauptleuten, wer sie denn waren, jedlichen ein oder zween Becher gaben, und wollten mir auch zween geben. Das merkt ich wohl, dass ein Betrug dahinter war. Aber die andern nahmen ihr all; allein ich gab ihnen meine zween wieder, und liess ufm Tisch stehn, und wollt ihr nit. Nit weiss ich, wo sie hinkommen sind. Ich habe ihr kein in mein Haus gebracht.… Der Abt von Amorbach sich auch hat hören lassen, er habe viel Silbergeschirr verloren, und der Meinung, ob es ihm entwendt ward, deren ich dann bei der göttlichen Wahrheit nicht weiss zu sagen.… Auch hat man dasselbig Silbergeschirr, das der Mönch klaget, darnach, da er sterben wollt, hinter ihm selber unter seinem Bett, darauf er gestorben ist, funden.… Das hat[1] mir mein Pfarrherr, der ein frommer ehrlicher Mann, und freilich nie keine Lügen von ihm gehört worden, anzeigt, mit Namen Friedrich Wollfarth.… der es von etlichen Mönchen aus dem Convent zu Schönthal gehört, dahin es ohne Zweifel von den Mönchen zu Amorbach kommen, wie denn die Mönche einander nichts verhehlen. Das habe ich zu Entschuldigung meiner Ehren und andern, die der Sach auch unschuldig sein, nit unangezeigt lassen wollen.“

Wir haben absichtlich beide Nachrichten hier zusammen gestellt, um unsere Leser in den Stand zu setzen, sich selbst ein Urtheil darüber zu bilden. Uns will bedünken, dass man der treuherzigen Erzählung des sonst zwar derben aber biedern Ritters, der sein strenges Rechtgefühl nie verläugnete, wohl Glauben

  1. Vorlage: hat hat
Empfohlene Zitierweise:
Albert Ludwig Grimm: Die malerischen und romantischen Stellen des Odenwaldes in ihrer Vorzeit und Gegenwart. Darmstadt: Carl Wilhelm Leske, 1843, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Odenwald_(Grimm)_086.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)