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ließ. Das Stift wird 1144 erstmals urkundlich genannt, wo K. Conrad III. den Chorherren desselben, Constantin und Giselbert, gestattet, das Frauenkloster Lochgarten im Hohenlohschen unter der Bedingung zu stiften, daß dasselbe der Stiftskirche zinspflichtig seyn solle, und als Schutzvögte der letztern nennt Conrad den Herzog Friedrich und dessen Sohn Friedrich. (Hanselmann diplomat. Beweis v. d. Landeshohheit etc. I. 368.) Das Stift zählte von Anfang an einen Propst, 6 Chorherrn und 6 Vicarien, deren Einer der Sage nach sogar die älteste Kirche von Gmünd als Filial zu versehen hatte,[1] indem der alte Kirchensprengel sehr groß war. Den Propst finden wir nirgends; dagegen 1278 und 1284 »Friedericus Decanus in Lorch«, 1295 Rudigerus und 1131 »Ulricus Decanus in Lorch«; 1399 „der erbar Priester Pfaff Renwart, Dechan“, 1511 „Meister Hans Berneck, Dekan und Pfarrer zu Lorch.“ Von den andern Dignitarien werden der Custos und der Scholasticus, nebst 4 Schülerpfründen genannt; 1262 »Heinricus Custos secularis ecclesie in Lorch«; 1289 »Magister During, custos ecclesie in Lorch«; ferner 1239 »Heinricus Scholasticus in Lorche.« Von andern Stiftsherren kommen 1271 Conrad von Gerenberg, 1305 Bernold von Urbach, 1317 Friedrich von Urbach, 1305 bis 1323 Conrad von Gmünd, 1333 Hildebrand Herter von Herteneck, 1335 Bole Stugarten vor. Mehrere der Stiftspfründen wurden aber schon frühe dem Kloster Lorch einverleibt, das – wohl schon seit seiner Gründung – das Patronat hatte. Dieß geschah namentlich 1297 mit jener, womit die Versehung der Pfarrei Alfdorf verbunden war (oben S. 150). Auf die Vorstellung, daß sie »ex defectu et diminutione reddituum suorum, unde sustentari debebant et vitae necessaria percipere, penuriam maximam patiuntur« gestattete 1327 das Domkapitel Augsburg dem Abt und Convent Lorch, drei weitere Pfründen »monasterio et mensae« derselben einzuverleiben. Die vier „Schulerpfründen“ hatte Lorch schon 1452 seit Menschengedenken eingezogen. Die vier weiteren Geistlichen, „Pfarrer“ genannt, blieben. Von deren Pfründen hatte durch Übereinkunft mit Lorch von 1297 Augsburg zwei, worunter die Dechanei, zu besetzen, während die zwei andern, darunter die Custorei, im Patronat Lorchs verblieben. Eine Brüderschaft zu St. Sebastian bestand in der Kirche seit langer Zeit. Allen, welchen »ad restaurationem« derselben beitrügen, wurde 1465 von 7 Cardinälen ein Ablaß von 100 Tagen versprochen. Auch war die Kirche mindestens bis 1500


  1. D. F. Cleß, a. a. O. III. 38, wo übrigens die Darstellung der ehemaligen kirchlichen Verhältnisse Lorchs nicht ganz richtig ist.
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Welzheim. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 195. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Welzheim_195.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)