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och hi by – Gott in allen gnädig sy. gemacht in 1475.« Dieses Monument rührt auch von dem vorerwähnten Abte her. Dasselbe und die Gräber im Chor wurden alljährlich am Gedächtnißtage der Stifter (am Tage des h. Antonin) mit Leichentüchern behängt und dieser Nachts 2 Uhr mit Gebeten und Gesängen feierlich begangen.[1] Denn unter demselben ruhen in einer in röthlichte Felsen gehauenen Gruft der Stifter und seine Gemahlin, und etwas weiter unten seine Brüder Ludwig und Walther, sowie Judith, Friedrich des Einäugigen Gemahlin und deren Bruder Conrad, Herzog von Bayern. Abt Schenk von Arberg ließ diese Gräber öffnen und es fanden sich viel Gebeine, sowohl starke und lange, als kleine. Sie waren, wie die Handschrift sagt: »reposita in unum cavatum lapidem, qui inter ceteros repertus fuerat.« Darauf ließ der Abt dieselben hier wieder niederlegen und das obenerwähnte »per unum artificem de Geppingen« verfertigte Monument darauf setzen; dieses geschah am 12 Dec. 1475. Ehe wir weiter gehen, bemerken wir noch den Grabstein des ersten Abtes, Herbert, vom J. 1124 und fügen an, daß die obern kleinen Fensteröffnungen des Langhauses, wie die Pfeiler, runde Bögen haben. Über einige Treppen gelangen wir zu einem Vorchor (vor dem eigentlichen Chor), den Durchschnitt der Kreuzesarme der Kirche, welcher zwei Seitencapellen und eine gewölbte Kuppel hat. Dieser Theil der Kirche, abgesehen von den Capellen, ist der älteste, und die vier byzantinischen Ecksäulen mit den hohenstaufenschen Löwen in den Capitälen mögen noch von der ältesten Kirche herrühren. Von jenen Capellen, welche bereits gothische Formen zeigen, ist die zur rechten Hand durch eine Mauer vom Chor geschieden. Sie ist die Begräbnißcapelle der v. Wöllwarth, dem h. Mauritius geweiht, und zeigt 14 lebensgroße schöne Steinbilder dieser Familie; sämmtlich aus dem 15. und 16. Jahrhundert.[2] Das vormals hier gewesene Altargemälde fertigte 1495 Meister Hans Schülin von Ulm für 68 fl. –


  1. Näheres bei Crusius a. a. O. II. S. 76. Die erwähnte Handschrift hat folgenden Eintrag vom J. 1487: „Item in die omnium animarum et in anniversario fundatorum, ad uigilias et ad missas acceduntur octo candelae, scilicet quatuor circa sepulcra fundatorum in choro et quator circa sepulcra fundatorum in corpore ecclesie, et eisdem noctibus debent ardere due per noctem.“
  2. Früher scheinen sie nicht hier ihr Begräbniß gehabt zu haben. Ritter Georg von Wöllwarth und Anna von Schechingen stifteten 1396 eine ewige tägliche Messe auf den Mauritiusaltar; und dieß mag der Anfang der Bestimmung dieser Capelle gewesen seyn. Das mehrgedachte alte Manuscript sagt: „Renwardus de Wellwart, miles, obiit 1492, iste fecit suorum antecessorum imagines militares choro adherentes cum sua fieri. Filius ejus Henricus fecit illas, que ad balneum respiciunt, et suam fieri. Depost Georius de Wellwart duas jux altare positas fecit fieri. Quorum omnium anime requiescant in pace.“
Empfohlene Zitierweise:
Rudolph Friedrich von Moser: Beschreibung des Oberamts Welzheim. J. G. Cotta, Stuttgart und Tübingen 1845, Seite 185. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Oberamt_Welzheim_185.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)